Kaum Hoffnung auf Frieden in Syrien. - © APAweb/Reuters/Youssef Boudlal
Kaum Hoffnung auf Frieden in Syrien. - © APAweb/Reuters/Youssef Boudlal

Damaskus. Der neue internationale Syrien-Vermittler Lakhdar Brahimi hat die Erwartungen für sein Mandat gedämpft. "Die Konfliktparteien haben sehr starke Ansichten", sagte der algerische Karrierediplomat. "Ich werde mit allen Seiten reden", kündigte er an. Letztlich liege es allerdings an den Konfliktparteien selbst, Syrien aus der Krise zu führen. Die Entsendung arabischer Truppen werde derzeit nicht erwogen, sagte er dem Sender Al-Arabiya. "Ein militärisches Eingreifen in Syrien bedeutet das Scheitern der diplomatischen Bemühungen."

Im Land geht indes das Sterben weiter. Bei einem Bombenanschlag in einem Vorort von Damaskus kamen nach Angaben der Staatsmedien in der Nacht zum Sonntag mindestens 15 Menschen um. Den Bombenanschlag schrieb die staatliche Nachrichtenagentur Sana "bewaffneten Terroristen" zu. Die Regimemedien verwenden diese Bezeichnung auch für die Rebellen, die gegen die Regierungstruppen kämpfen. Der Sprengsatz war in einem Fahrzeug nahe dem palästinensischen Flüchtlingslager in Al-Sbeineh explodiert. Wenige Stunden zuvor war in Damaskus nach diesen Angaben ein hochrangiger Militärarzt bei einem Bombenanschlag getötet worden.

Brahimi übernahm am Samstag vom ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan das Mandat des Syrien-Vermittlers der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga. Annan war mit dem Plan eines Waffenstillstands und eines späteren Dialogs zwischen den verfeindeten Seiten gescheitert. In dem am Samstag veröffentlichten Al-Arabiya-Interview betonte der erfahrene Krisendiplomat, seiner Ansicht nach trage die Regierungsseite die größere Verantwortung für ein Ende der Gewalt. Sie müsse endlich den Wunsch der Bevölkerung nach grundlegenden Veränderungen erfüllen. "Der Wandel (in Syrien) ist notwendig, unaufschiebbar und unvermeidlich", meinte Brahimi auch im Al-Jazeera-Interview.

Angriffe auf Luftwaffenstützpunkte
Die syrischen Rebellen greifen indes zunehmend Militärflughäfen des Regimes von Präsident Bashar al-Assad an. Bei einer Attacke auf den Stützpunkt Kuris in der nördlichen Provinz Aleppo sollen sie sogar Kampfjets am Boden zerstört haben, wie Aktivisten am Samstag berichteten. Bei der Erstürmung eines Luftwaffenstützpunkts in der östlichen Provinz Deir as-Saur erbeuteten die Rebellen nach eigenen Angaben eine nicht näher genannte Zahl von Luftabwehrraketen des Typs "Cobra".

Die syrische Armee hat nach Angaben von Aufständischen die letzte Bäckerei in der zentralen Rebellenhochburg Al-Qusair (Kusair/Kusseir) zerstört. Die Truppen von Assad hätten die Stadt in der Provinz Homs am Sonntag im Morgengrauen unter heftigen Beschuss genommen, teilten die Aufständischen mit. In der Stadt war zuvor bereits eine der drei dortigen Bäckereien zerstört worden. Eine weitere wird von der Armee besetzt.

Al-Qusair wird seit etwa drei Monaten von den gegen Assad kämpfenden Rebellen kontrolliert. Bei Kämpfen um die Stadt wurden nach Angaben der Aufständischen am Samstag sieben Menschen getötet. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte den Regierungstruppen Ende August vorgeworfen, gezielt Bäckereien anzugreifen, um den Rebellen Ernährungsgrundlagen zu nehmen. Allein in der nördlichen Provinz Aleppo sollen zehn Bäckereien bombardiert worden sein. Die Stadt Aleppo war auch am Sonntag nach Oppositionsangaben Ziel heftiger Angriffe der Armee.

Assad versucht, den im März 2011 begonnenen Aufstand gegen seine Führung blutig niederzuschlagen. Bisher wurden nach Oppositionsangaben etwa 25.000 Menschen getötet.