
Doha. Für Katar war es ein mehr als ungewöhnliches Ereignis. Kurz nach Sonnenaufgang zogen am Samstagmorgen knapp 500 Menschen durch die Straßen von Doha, hielten bunte Transparente hoch und versuchten ihr Anliegen per Megafon so laut hinauszuschreien, dass die Welt es auch mitbekommt. "Yallah, yallah wir wollen Klimagerechtigkeit" und "Hört auf das Volk, wir wollen Wandel", skandierten die Demonstranten. Es war die erste Klimaschutz-Demonstration in dem kleinen Golfemirat, das seit vergangener Woche Gastgeber des Weltklimagipfels ist und das mit mit einem jährlichen Kohlendioxidausstoß von 38 Tonnen pro Kopf die weltweite Liste der Emissionssünder anführt.
Doch während draußen vor dem Konferenzzentrum die Rufe nach Wandel zu hören sind, macht sich drinnen im National Convention Centre bereits nach der ersten Verhandlungswoche Ernüchterung und Ermüdung breit. Selbst Christiana Figueres, der sonst so optimistischen und kämpferischen Chefin der UN-Klimarahmenkonvention, scheint der Elan gründlich abhanden gekommen zu sein. Sie sehe kaum öffentliches Interesse, um Regierungen zu "ambitionierten und mutigen Entscheidungen" zu bewegen, klagt die oberste UN-Klimadiplomatin.
Fortschritte wurden in der ersten Woche bestenfalls bei minimalen Details erzielt. Die großen Brocken - die Fortführung des derzeit gerade noch von der EU getragenen Kyoto-Protokolls ab 2013, ein 2015 zu beschließendes und dann 2020 in Kraft tretendes globales Klimaabkommen und die Finanzierung der Klimawandel-Folgekosten in den armen Ländern - liegen noch immer ungelöst auf dem Tisch. Selbst die EU, über viele Jahre hinweg globaler Vorreiter in Sache Klimaschutz, ist nach wie vor intern zerstritten, da Polen und andere osteuropäische Länder nicht von ihrer Position abrücken und eine Übernahme ihrer umfangreichen Verschmutzungsrechte in die zweite Kyoto-Periode fordern.
Ungebremster CO2-Ausstoß
Immerhin scheint es aber möglich, dass es in dieser Frage zu etwas Bewegung kommt, wenn ab Mittwoch die Staatschefs und Fachminister in Doha in die Verhandlungen eingreifen. Weniger optimistisch zeigen sich Umweltschutzorganisationen für den globalen Klimavertrag ab 2020, der erstmals auch die großen Emittenten USA, China und Indien einschließen soll. Keiner dieser Staaten hat in der ersten Wochen Pläne für mögliche Emissionskürzungen oder gar konkrete Ziele auf den Tisch gelegt.