Ungesicherten Meldungen zufolge wurden 15 bewaffnete Bodyguards der Nummer Zwei der regierenden Muslimbrüderschaft, Khairat El-Shatar am Montag festgenommen. Die Partei dementierte, ihnen zufolge sei nur sein privater Chauffeur nach einem Feuergefecht gekidnappt worden. Zur Schießerei kam es, als Sicherheitsleute die Bodyguards wegen illegalen Waffenbesitzes festnehmen wollten. Die Bodyguards wurden verdächtigt, am Sonntag auf Demonstranten geschossen zu haben.

Am Montagabend wurde die Zentrale der Wasat-Partei in Kairo in Brand gesteckt. Die Partei war in den 1990er Jahren von Mitgliedern der Muslimbrüder gegründet worden und erst nach dem Sturz von Machthaber Husni Mubarak offiziell erlaubt worden. Demonstranten hatten zuvor bereits den Hauptsitz der Muslimbrüder gestürmt und in Brand gesetzt.

Der Protest beschränkt sich nicht mehr nur auf die drei großen Städte Kairo, Alexandria und Suez, wie bei den Demonstrationen gegen Mubarak vor zwei Jahren. Gegen Mursi protestieren die Menschen in 23 der insgesamt 27 Provinzen. Bis zu zwölf Millionen sollen am Sonntag auf den Straßen links und rechts vom Nil gewesen sein, heißt es aus Militärquellen - die größte Protestbewegung in der Geschichte Ägyptens.

Die Stimmung ist angespannt, die Einwohner Kairos befürchten weitere Ausschreitungen in den nächsten Tagen. Durch die Intervention der Armee soll das verhindert werden. Schon jetzt sind mindestens 16 Tote und hunderte Verletzte im ganzen Land zu beklagen. Manche sprechen gar von einem heraufziehenden Bürgerkrieg. Auf dem internationalen Flughafen herrscht derzeit Hochbetrieb. Sämtliche Flüge in die USA, nach Europa und in die Golfstaaten sind ausgebucht. In der Nacht zum Samstag wurde bei Ausschreitungen in der Hafenstadt Alexandria auch ein US-Amerikaner mit einem Messer erstochen. Inzwischen haben vier Minister aus der Regierung ihren Rücktritt eingereicht.

Innerhalb eines Jahres, der Amtszeit Mursis, ist Ägypten nun in zwei unversöhnliche Lager zerfallen. Nun wehrt man sich gegen die "Muslimbrüderisierung".