Teheran. Im jahrelangen Streit um das iranische Atomprogramm zeichnen sich erste Fortschritte ab. Vor der neuen Verhandlungsrunde mit den fünf UNO-Vetomächten und Deutschland am Donnerstag in Genf ist Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif optimistisch: "Es ist zwar noch ein langer und auch holpriger Weg, aber wir sind mit dem Verhandlungsprozess bis jetzt zufrieden und daher auch optimistisch."

Wo stehen beide Seiten? Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO / IAEA) lobte zuletzt einen neuen Vorschlag aus Teheran als konstruktiven Beitrag zur Stärkung der Zusammenarbeit. Der Iran gibt an, dass dieser Vorschlag sogar einen jahrelangen Stillstand gebrochen habe. Details sind unbekannt, aber es gibt Spekulationen.

"Bei dem neuen Vorschlag kann es sich nur über die zwei Knackpunkte, die beide Seiten schon seit Jahren beschäftigt, handeln", sagt ein Politologe in Teheran, der seit Jahren mit dem Atomstreit vertraut ist. Der eine sei die Wiederaufnahme des IAEO-Zusatzprotokolls, sodass Inspektoren unangemeldeten und damit einfacheren Zugang zu iranischen Atomanlagen erhalten. Bei dem anderen Punkt gehe es um eine erneute Inspektion der Militäranlage Parchin in Südostteheran. Westliche Geheimdienste vermuten, dass dort Experimente zur Entwicklung von Atomsprengköpfen abgelaufen sind. Die IAEO pocht deshalb seit langem auf den Zugang zu der Anlage.

"Alles machbar"

"Alles machbar, aber im Rahmen der neuen Zusammenarbeit", sagt Vizeaußenminister Abbas Araqchi. In anderen Worten: beides nur, wenn der Westen das Recht des Irans auf ein ziviles Atomprogramm einschließlich einer Anreicherung von Uran auf mindestens fünf Prozent anerkennt. Außerdem verlangt die Führung in Teheran, dass die Sanktionen, die das Land in den vergangenen beiden Jahren in eine Wirtschaftskrise geführt haben, aufgehoben werden.

"Ohne Aufhebung der Sanktionen wird es keinen Durchbruch geben, daher müsste dieser Punkt als allererstes geklärt werden", sagt Araqchi. Im Iran ist es ausgemachte Sache, dass der neue Annäherungs- und Versöhnungskurs von Präsident Hassan Rohani zum Westen zum Scheitern verurteilt ist, wenn keine Sanktionen aufgehoben werden.

Es gibt Spekulationen, wonach es erste Erleichterungen im Bankensektor geben könnte. Der Iran argumentiert, dass er dann wieder lebenswichtige Medikamente und Nahrungsmittel bestellen könne. Die Aufhebung anderer Sanktionen wie beispielsweise bei Ölexporten wird nach Ansicht von Experten länger dauern.

Begleitet werden die Atomgespräche von allerhand Störfeuer. Irans oberster Führer, Ayatollah Ali Khamenei, nahm beispielsweise seine Unterhändler gegen Kritik von Konservativen in Schutz. "Das Verhandlungsteam hat eine schwierige Mission vor sich, und keiner sollte seine Arbeit schwächen oder gar als Konzession abstempeln." Als oberster Führer hat Khamenei das letzte Wort in allen Fragen der nationalen Sicherheit.

Auch das Weiße Haus muss sich Kritik erwehren. Da wären zuerst Abgeordnete und Senatoren im US-Kongress, die neue Sanktionen gegen den Banken- und Ölsektor im Iran verhängen wollen. Die Regierung argumentiert dagegen, dass für die diplomatischen Bemühungen mehr Zeit notwendig sei. Irans Vizeaußenminister Araqchi warnt bereits vor negativen Auswirkungen auf den Verhandlungsprozess.

Und schließlich wiederholt Israels Ministerpräsident Benjamin nahezu mantraartig, wie nah der Iran seiner ersten Atombombe sei und wie falsch es deshalb sei, Sanktionen zu lockern. Die USA würden keiner Angstmache erliegen, sagte Außenminister John Kerry, ohne dabei Israel namentlich zu nennen.