Washington/Berlin. Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz sieht nach eigenen Angaben keine Möglichkeiten, gegen Lauschangriffe aus diplomatischen Vertretungen vorzugehen. "Das Abhören aus den Botschaften und anderen Gebäuden heraus kann die Spionageabwehr nicht verhindern", sagte Abteilungsleiter Burkhard Even der Zeitung "Welt am Sonntag" laut Vorausmeldung. Ob und zu welchem Zweck Technik in Botschaftsgebäuden genutzt werde, sei praktisch nicht feststellbar.

Zudem hätten die meisten ausländischen Agenten in Berlin einen Diplomatenstatus, sagte Even. "Sie sind für die deutschen Strafverfolgungsbehörden nicht fassbar." Nach Erkenntnissen seiner Behörde halten sich in der deutschen Hauptstadt viele Spione auf. "Berlin ist die europäische Hauptstadt der Agenten", sagte Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen.

Hintergrund der Diskussion sind Medienberichte, wonach US-Geheimdienste aus der amerikanischen Botschaft am Brandenburger Tor das deutsche Regierungsviertel ausspähen. Der "Welt am Sonntag" zufolge geht beim Verfassungsschutz eine Arbeitsgruppe diesem Verdacht nach. Dabei gehe es auch um britische und französische Geheimdienste. Ergebnisse lägen noch nicht vor. Die diplomatischen Vertretungen Großbritanniens und Frankreichs liegen ebenfalls am Brandenburger Tor nur wenige Meter von der US-Botschaft entfernt.

Laut dem ehemaligen US-Agenten Thomas Drake gegenüber der am Montag erscheinenden "profil"-Ausgabe ist davon auszugehen, dass der US-Geheimdienst NSA auch in Wien eine Abhörstation betreibt. Schon im Sommer hatte es Gerüchte über einen NSA-Lauschposten in Wien gegeben, und der US-Botschafter war in der Affäre rund um die Enthüllungen des US-Whistleblowers Edward Snowden ins Außenamt zitiert worden.