Warschau. Taifune und Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen - Wetterextreme unter dem Einfluss von Klimaveränderungen haben auch 2012 tausende von Menschenleben gekostet und Schäden in Milliardenhöhen verursacht. Noch wesentlich drastischer sind die Zahlen allerdings, wenn man den Beobachtungszeitraum auf die vergangenen 20 Jahren ausdehnt. Laut dem am Dienstag bei der Klimakonferenz in Warschau vorgestellten Klima-Risiko-Indexes der Organisation Germanwatch starben seit 1993 mehr als 530.000 Menschen bei über 15.000 extremen Wetterereignissen. Die materiellen Verluste liegen zufolge bei 2,5 Billionen Dollar.

Der Bericht offenbart aber nicht nur das ungeheuer Leid, das Naturkatastrophen verursacht haben, sondern er zeigt in gewisser Weise auch die Strukturen der globalen Lastenverteilung auf: Die reichen Länder mögen zwar aus historischer Sicht den größten Anteil an der Erderwärmung haben, an den Folgen von Extremwetterereignisse, die durch den Klimawandel noch zunehmen dürften, leiden aber vor allem die ärmsten Länder. So finden sich in der Gruppe jener zehn Staaten, die zwischen 1993 und 2012 am stärksten betroffen waren, acht Entwicklungsländer, von den Industriestaaten ist kein einziger vertreten. Angeführt werden die Top Ten von Honduras gefolgt von Burma und Haiti.

Der Karibikstaat war neben den Philippinen und Pakistan auch im Jahr 2012 am stärksten von Extremwetterereignissen betroffen. Haiti, das noch immer unter den Folgen des verheerenden Erdbebens von 2010 leide, habe im August 2012 während des Hurrikan "Isaac" große Teile seiner Ernte verloren, schreiben der Autoren des Berichts. Später habe es noch einmal heftige Zerstörungen durch tropische Regenfälle infolge des Hurrikans "Sandy" gegeben. Mindestens 200.000 Menschen wurden als Folge der Stürme obdachlos. Auf den Philippinen, wo die Zahl der Opfer nach dem Taifun "Haiyan" noch immer nicht feststeht, starben ein Jahr zuvor mehr als 1400 Menschen durch den Taifun "Bopha". In Pakistan, das bereits 2010 und 2011 Opfer schwerer Überschwemmungen wurde, starben bei heftigen Monsun-Fluten mehr als 650 Menschen.

Neben den südpazifischen Inselstaaten, die seit Jahren immer wieder unter Stürmen und tropischen Unwettern leiden, landeten 2012 auch europäische Staaten auf dem Klima-Risiko-Index. Extreme Wetterverhältnisse mit schweren Überschwemmungen in der Region Krasnodar brachten im vergangenen Jahr aber auch Russland auf die Liste der besonders geschädigten Staaten. Nach der sommerliche Hitzewelle auf dem Balkan befindet sich Serbien auf Rang sechs und Bosnien-Herzegowina auf Rang acht.

Laut Germanwatch ist die Klimakonferenz in Warschau für die Industriestaaten eine Gelegenheit, ihre finanziellen Zusagen an die besonders von Klimakatastrophen getroffenen Entwicklungsländer zu erneuern. Nur so könnten die bereits in Angriff genommenen Anpassungsmaßnahmen in Asien, Afrika, Lateinamerika und Ozeanien auch finanziert werden.