Peking. Er plante eine Kundgebung zum 25. Jahrestag des Tiananmen-Massakers. Die Staatsmacht hatte damals eine Protestkundgebung blutig niedergeschlagen. Die chinesische Justiz verurteilte ihn dafür zu 18 Monaten Haft. Das am Montag in der östlichen Provinz Jiangsu ergangene Urteil gegen Gu Yimin lautete auf "Anstachelung zum Umsturz", wie sein Anwalt Liu Weiguo mitteilte. Gu hatte im vergangenen Jahr im Internet Fotos von dem Massaker im Jahr 1989 veröffentlicht und eine Genehmigung für eine Demonstration beantragt.
"Dieses Urteil verstößt gegen die Verfassung", sagte Anwalt Liu. Sein Mandant werde es anfechten. Gu habe lediglich "sein Recht zur freien Meinungsäußerung" nutzen wollen. Liu beklagte zudem, er selbst und ein weiterer Anwalt seien vor dem Gericht in der Stadt Changshu von Männern angegriffen worden, bei denen es sich offenbar um Angehörige der Sicherheitskräfte gehandelt habe.
Auf dem Platz des Himmlischen Friedens hatten Studierende, Arbeiter und Bürgerrechtler im Frühjahr 1989 für mehr Demokratie demonstriert. Die Regierung ließ die Kundgebungen am 4. Juni 1989 blutig niederschlagen. Dabei wurden Hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. Peking veröffentlichte nie eine Opferzahl. Inoffizielle Schätzungen reichen von etwa 200 bis zu mehr als 3.000 Toten.