New York. (reuters/sei) Rock-Legende Bruce Springsteen hat dort bereits gesungen, die New York Knicks spielen dort regelmäßig Basketball, und am 6. November kommt Stevie Wonder. Am Wochenende trat der indische Premierminister Narendra Modi dort auf, Performance und Publikum waren, wie beim Auftritt eines Rockstars, gleißendes Licht, Lasershow und eingängige Texte, dazu die jubelnden Massen der indisch-amerikanischen Diaspora auf den Rängen.

Modi genießt den Augenblick: Denn bis vor kurzem war er - damals noch als Gouverneur des Bundesstaats Gujarat - mit einem Einreiseverbot belegt: 2002 starben in diesem indischen Bundesstaat über 1000 Muslime bei Zusammenstößen zwischen gewalttätigen Hindu-Nationalisten und Muslimen. Modi - damals selbst Hindu-Nationalist - wurde vorgeworfen, nicht energisch gegen die pogromartigen Ausschreitungen vorgegangen zu sein. Modi, der die Anschuldigungen stets zurückgewiesen hat, wurde von den Ermittlern einer Sonderuntersuchungskommission des obersten Gerichts Indiens im Dezember 2013 exkulpiert.

Eine Menschenrechtsorganisation hat vor dem Besuch Modis eine Klage bei einem US-Gericht eingebracht, in der ihm erneut vorgeworfen wird, Gewalt gegen Muslime 2002 nicht gestoppt zu haben.

Doch nun soll nichts die gute Stimmung stören: Heute, Montag, traf Modi Spitzenmanager der US-Wirtschaft - von Google, IBM, Goldman Sachs bis hin zu Boeing. US-Diplomaten haben im Vorfeld allerdings die Hoffnungen zurückgeschraubt, dass Modi bei seinem Besuch in den USA groß angelegte Kooperationsprojekte zwischen der indischen und der amerikanischen Wirtschaft ankündigen könnte.

Maus- und nicht Schlangenbeschwörer


Die USA sind an engeren Beziehungen zu Indien interessiert und sehen das südasiatische Land, das China in wenigen Jahrzehnten als bevölkerungsreichstes Land der Welt überholen wird, als wichtiges Gegengewicht gegen ein immer mächtiger werdendes China.

Modi seinerseits sieht in der amerikanisch-indischen Diaspora einen politischen Aktivposten für Indien: "Der indisch-amerikanische Community ist es zu verdanken, dass das Bild Indiens in der Welt sich gewandelt hat - von einer Nation von Schlangenbeschwörern zu Menschen, die höchst kundig im Umgang mit der Maus sind - der elektronischen Maus."

Obwohl die indische Community in den USA derzeit nur rund 3,2 Millionen Menschen umfasst, gewinnt sie zunehmend an Einfluss: Seit der Republikaner Bobby Jindal im Oktober 2007 die Gouverneurswahlen in Louisiana gewonnen hat, ist erstmals in der US-Geschichte ein indischer Amerikaner in einem Gouverneursamt. Mit Fareed Zakaria ist einer der einflusseichsten Journalisten des Landes indischer Abstammung, in Silicon Valley ist die Gruppe der indischen Amerikaner deutlich überrepräsentiert: Microsoft-CEO Satya Nadella und Yahoo-Mitbegründerin Srinija Srinivasan sind da nur die prominentesten Beispiele.

Modi erhofft sich von der Diaspora Investments und eine pro-indische politische Stimme in den USA.