Wien. Wenn sie in einem Dorf in der Zentralafrikanischen Republik auftauchen, ist das ein Bild mit hohem Symbolcharakter. Der eine, Dieudonne Nzapalainga, ist katholischer Erzbischof, der andere, Oumar Kobine Layama, ist Vorsitzender der Versammlung der Imame des Landes. Gemeinsam ist ihnen ihre Mission: Sie predigen Versöhnung in einem Land, in dem die Gewalt regiert und bewaffnete Kämpfe auch entlang religiöser Linien verlaufen, in dem Christen und Moslems einander töten.
Seit gut zwei Jahren regiert Chaos: Zunächst eroberten die Seleka-Milizen, die aus dem Norden des Landes stammen, die Hauptstadt Bangui. Die großteils moslemischen Seleka plünderten Bangui, wo mehrheitlich Christen leben. Daraufhin bildeten sich in den christlichen Vierteln die Anti-Balaka. Nun brannten Moscheen und die Häuser der Moslems. Ähnlich verhielt es sich auf dem Land: Milizen vertrieben und töteten Christen auf der einen und Moslems auf der anderen Seite. Anti-Balaka und Seleka kontrollieren bis heute Landesteile und terrorisieren die Bevölkerung.

In Zentralafrika gibt es Kinder, die in Todesangst in die Wälder rannten, während die Hütten, in denen sie aufgewachsen waren, angezündet wurden. Es gibt Mütter, von denen ein Sohn getötet wurde und ein anderer selbst zur Waffe griff und zu morden begann. In diesem Umfeld gehen Nzapalainga und Layama gemeinsam durch Dörfer und Städte und sagen: "Hört auf zu töten. Geht zurück auf die Felder, geht zurück in die Schule und versucht, euch zu versöhnen."
Leichtes Spiel für Kriegstreiber
Der Erzbischof und der Imam, die kürzlich beim Humanitären Kongress in Wien zu Gast waren, wissen, dass ihr Wort in dem gläubigen Land Gewicht hat. Doch sie geben sich auch keinen Illusionen hin, wie weit ihr Einfluss reicht, wie sie bei einer Podiumsdiskussion und einem Hintergrundgespräch mit der "Wiener Zeitung" klarmachen.
Wegen der hohen Armut würden die Kriegstreiber schnell ihre Rekruten finden, berichtet Erzbischof Nzapalainga. In dem Land haben viele Familien nicht genug zu essen und viele junge Menschen keine andere Perspektive als ein Leben im Elend. Nur für diejenigen, die das Geld und die Macht haben, galten immer schon andere Regeln. "Viele Leute glauben, dass sie nur durch Waffen zu ihrem Recht kommen", berichtet Nzapalainga. "Wir müssen ihnen Alternativen aufzeigen."