Peking. Grenzdisput, Handelsbilanzungleichgewicht, Misstrauen - die Beziehungen zwischen den beiden asiatischen Giganten China und Indien sind alles andere als einfach.

China beansprucht ein Territorium von 83.743 km² und 1,4 Millionen Einwohnern, das Indien als Bundesstaat Arunachal Pradesh als eigenes Staatsgebiet betrachtet, für sich. Im Oktober und November 1962 hatte sich ein Grenzkonflikt in dieser Region zum Indisch-Chinesischen Grenzkrieg ausgewachsen. Mao Tsetung hatte damals dem indischen Premier Jawaharlal Nehru eine Lektion erteilen wollen und ließ chinesische Truppen bis in die Assam-Ebene ans nördliche Brahmaputra-Ufer marschieren, die sich aber nach wenigen Wochen wieder zurückzogen.

Die seit Jahrzehnten schwelenden Grenzstreitigkeiten standen zwar beim Treffen zwischen dem chinesischen Premier Narendra Modi und seinem chinesischen Gegenüber Li Kequiang in Peking auf der Agenda, ein Durchbruch scheint aber nicht gelungen zu sein. Es habe eine Annäherung bei heiklen Themen gegeben, sagte Modi lediglich. "Wir haben beide unsere Position unterstrichen, dass alles für Frieden und Ruhe in der Grenzregion unternommen werden muss." Modi und Li kündigten neue Maßnahmen an, die das Vertrauen auf beiden Seiten im Grenzgebiet steigern sollten.
Handelsbilanz-Ungleichgewicht
Das Handelsungleichgewicht zugunsten Chinas ist gigantisch: Seit 1995 hat China im Handel mit dem Nachbarn Indien regelmäßig Überschüsse erzielt, von 2004 bis 2009 hat sich der Handelsbilanzüberschuss Chinas verzehnfacht. Im Jahr 2014 exportierte China Waren im Wert von 58 Milliarden US-Dollar (rund 47,7 Mrd. Euro) nach Indien, umgekehrt haben indische Unternehmen Waren im Wert von 12 Milliarden Dollar (9,87 Mrd. Euro) nach China zu exportieren. 2013 betrugen die chinesischen Exporte nach Indien 48,44 Milliarden Dollar (35,1 Mrd. Euro), Indien konnte immerhin Waren im Wert von 17 Milliarden Dollar (12,3 Mrd. Euro, nach historischen Wechselkursen) nach China exportieren.
Es gibt beträchtliches Misstrauen auf indischer Seite: So hat Delhi in der Vergangenheit chinesische Investitionen in den Telekom-Sektor sowie in Hafen-Infrastruktur mit dem Hinweis auf Sicherheitsbedenken blockiert, Indien hat sich zudem immer wieder dagegen gesträubt, Mitarbeitern von chinesischen Unternehmen, die in Indien an Projekten arbeiten sollten, Visa zu erteilen.
Aber auch China hat es in der Vergangenheit indischen Unternehmen nicht leicht gemacht, in Indien Geschäfte zu machen. China wird auch von europäischen Regierungen und der EU immer wieder für eine angebliche Präferenz der eigenen im Staatsbesitz befindlichen Unternehmen gerügt.