Bagdad. In der irakischen Hauptstadt Bagdad haben am Samstag Hunderte Anhänger des schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr das abgeriegelte Regierungs- und Diplomatenviertel gestürmt. Aus Protest gegen eine zuvor gescheiterte Abstimmung über eine Regierungsreform drangen einige Demonstranten in das Parlamentsgebäude ein. Andere schwenkten Nationalflaggen und skandierten "friedlich, friedlich". Tausende weitere Sadr-Anhänger protestierten vor den Toren der sogenannten "Grünen Zone", wo sie schon seit Wochen für Reformen und ein Ende der Korruption auf die Straße gegangen waren.

Der einflussreiche Kleriker Sadr hatte bereits Anfang März zum Sturz der Regierung von Ministerpräsident Haider al-Abadi aufgerufen. Abadi hatte nach Massenprotesten zwar 2015 Reformen in Politik und Wirtschaft versprochen. Er traf aber auf juristische Hürden und allgemeinen Widerstand. Im Februar kündigte er schließlich die Ernennung von Experten als Minister an. Auch dieses Versprechen konnte er bisher nicht halten.

Der Irak hat nicht nur mit Korruption, sondern auch mit den niedrigen Ölpreisen zu kämpfen. Zudem beherrscht der Islamische Staat (IS) weite Landesteile im Westen und Norden. Anhänger des Schiiten-Chefs Sadr waren maßgeblich daran beteiligt, Bagdad gegen die Extremisten zu verteidigen.