Damaskus/Moskau. Ein feindlicher Akt: Als solch einen stuft Russland die in den USA angekündigte Lockerung der Auflagen für Rüstungslieferungen an Rebellen in Syrien ein. Das Außenministerium in Moskau erklärte laut einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA, die Regierung des scheidenden Präsidenten Barack Obama versuche die Situation in der Welt zu verkomplizieren, bevor sein Nachfolger Donald Trump im kommenden Monat das Amt übernehme. Durch die Lockerung der Waffenlieferungen würden russische Flugzeuge und russische Soldaten bedroht.
Deren Luftwaffe unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Kampf gegen die Aufständischen. Die USA und eine mit ihr verbündete Koalition helfen hingegen unterschiedlichen Rebellengruppen mit Luftangriffen und Logistik.
Allerdings sollen nach dem Willen Moskaus in die nächsten Friedensgespräche auch Aufständische eingebunden werden. Es gehe darum, ob eine Konferenz von Vertretern Russlands, der Türkei, des Irans und der syrischen Regierung um Rebellen erweitert werden sollte, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax und berief sich auf Außenminister Sergej Lawrow. Dieser sprach von Sondierungen zwischen Syriens Regierung und Aufständischen - freilich, ohne Details zu nennen.
Die bisherigen Friedensbemühungen unter Leitung der Vereinten Nationen sind gescheitert, daher wollen Moskau, Ankara und Teheran eigene Vermittlungen starten. So sollen in der kasachischen Hauptstadt Astana Gespräche über eine Feuerpause geführt werden.
Erdogan kritisiert USA
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat heftige Kritik an der von den USA geführten Koalition geübt. Diese soll die extremistische Organisation Islamischer Staat sowie militante kurdische Gruppen wie die YPG und PYD unterstützen. "Sie haben uns beschuldigt, Daesch (Islamischer Staat) zu fördern", sagte Erdogan vor Reportern in Ankara. "Jetzt unterstützen sie Terror-Gruppen einschließlich Daesch, YPG, PYD." In Syrien machten die US-unterstützten Rebellen zuletzt unerwartet rasche Fortschritte im Kampf gegen die IS-Milizen.
Währenddessen hat die syrische Armee am Dienstag ihre Offensive gegen Rebellen in einem Tal bei Damaskus verstärkt, um die Kontrolle über die Wasserversorgung der Hauptstadt wiederzuerlangen. Es würden vermehrt Luftangriffe auf Orte im Wadi Barada geflogen, berichteten Einwohner und Aufständische.
Das Tal liegt rund 18 Kilometer nordwestlich von Damaskus. Von dort stammt ein Großteil des Wassers, das in der Hauptstadt benötigt wird. Die syrische Armee hat den Rebellen vorgeworfen, die Quellen mit Dieseltreibstoff zu vergiften. Dem haben die Aufständischen widersprochen.
Flugschreiber gefunden
In der Zwischenzeit ging die Bergung der Opfer des Flugzeugunglücks im Schwarzen Meer weiter. Zwei Tage nach dem Absturz einer russischen Militärmaschine, die mit 92 Menschen an Bord auf dem Weg von Sotschi nach Syrien war, haben Suchmannschaften einen der beiden Flugschreiber gefunden. Das Gerät wurde 17 Meter unter der Meeresoberfläche geortet und werde nun in Moskau ausgewertet, teilte das Verteidigungsministerium dort mit. Von den Aufzeichnungen erhoffen sich die Ermittler Hinweise auf die genaue Absturzursache. Bis Ergebnisse vorliegen, könnte es mehrere Wochen dauern. Als Unglücksursache vermuten die russischen Behörden bisher einen Pilotenfehler oder ein technisches Problem. Einen Anschlag halten sie für unwahrscheinlich.
Laut Verteidigungsministerium wurden bis zum Dienstag zwölf Leichen und 156 Leichenteile geborgen sowie fünf Teile der abgestürzten Tupolew Tu-154 entdeckt, darunter Fragmente des Rumpfs und des Triebwerks. Die Trümmer des Wracks sind über einen Radius von 500 Metern verstreut.
An Bord der Maschine war ein großer Teil des Armeechors, der bei den Neujahrsfeiern auf dem russischen Luftwaffenstützpunkt Hmeimim in Syrien auftreten sollte. Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte nun an, das Alexandrow-Ensemble solle "so schnell wie möglich" wiederaufgebaut werden. Dafür werden Vorsingen angesetzt.