Caracas. In Venezuela hat die politische Krise erneut zu Gewaltausbrüchen geführt. Bei Protesten gegen Staatschef Nicolas Maduro kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Dabei wurde in der Hauptstadt Caracas ein 18-jähriger Demonstrant getötet. Die Sicherheitskräfte gingen mit Tränengas, Wasserwerfern und Gummigeschoßen gegen tausende Regierungsgegner vor, die gegen eine von Maduro angekündigte Verfassungsreform auf die Straße gingen. Seit Beginn der Protestwelle Anfang April wurden bereits 32 Menschen getötet.
In Caracas hatten sich am Mittwoch tausende Gegner des Staatschefs zu einem "Mega"-Protest versammelt. Als die Demonstranten in die Innenstadt ziehen wollten, wo der Präsident gerade eine Rede vor tausenden Anhängern hielt, wurden sie von der Polizei und der Nationalgarde gestoppt. Mehrere Demonstranten wurden von gepanzerten Fahrzeugen der Nationalgarde angefahren. Demonstranten warfen Brandsätze und Steine und zündeten Barrikaden an. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden insgesamt rund 300 Menschen verletzt.
Maduro hatte kürzlich angekündigt, eine Verfassungsgebende Versammlung einzuberufen. Die 500 Mitglieder der Versammlung sollen demnach zur Hälfte aus gesellschaftlichen Gruppen wie Gewerkschaften stammen und nicht aus den politischen Parteien. Die Opposition spricht von "Verfassungsbruch" und "Putsch" - und geht davon aus, dass Maduro die Versammlung mit Günstlingen besetzt.
Die Regierungsgegner machen Maduro auch für die schwere Wirtschaftskrise in dem ölreichen Land verantwortlich. Die Inflation wird nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in diesem Jahr auf 720 Prozent steigen. Die Versorgungslage ist dramatisch, es fehlt an Lebensmitteln, immer wieder kommt es zu Plünderungen.