Seoul. Im Konflikt um das Atomprogramm Nordkoreas hat US-Verteidigungsminister James Mattis erneut unterstrichen, dass Washington eine friedliche Lösung anstrebe.

"Wie schon Außenminister (Rex) Tillerson klar gemacht hat, ist unser Ziel nicht Krieg, sondern die vollständige, überprüfbare und unumkehrbare Schaffung einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel", sagte Mattis laut Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap am Freitag bei einem Besuch der stark befestigten innerkoreanischen Grenze. Mattis war zuvor zu sicherheitspolitischen Gesprächen in Südkorea eingetroffen.

Der Ausflug zum Grenzort Panmunjom in der demilitarisierten Zone (DMZ) zeige die großen Unterschiede zwischen beiden koreanischen Staaten, wurde Mattis zitiert. Er warf der nordkoreanischen Führung um Machthaber Kim Jong-un vor, ein "Unterdrückungsregime" zu unterhalten, das seine eigenen Bürger in Fesseln lege. Südkorea sei dagegen eine lebendige Demokratie und eine freie Gesellschaft.

Am Samstag kommt Mattis mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Song Young-moo, der ihn auch beim Besuch der Grenze begleitet hatte, zu jährlichen Sicherheitskonsultationen beider Länder zusammen. Dabei steht das weitere Vorgehen im Konflikt mit Nordkorea und die gemeinsame Abschreckung im Mittelpunkt.

Die Spannungen in der Region haben sich nach neuen Raketen- und Atomtests Nordkoreas in den vergangenen Monaten deutlich verschärft. US-Präsident Donald Trump hatte mehrfach mit Alleingängen gegen Pjöngjang gedroht.

UNO-Experte: Nordkorea-Sanktionen könnten Lage im Land verschlimmern

Die vom UNO-Sicherheitsrat verhängten Sanktionen gegen Nordkorea könnten die Lage im Land für die Bevölkerung verschlimmern. Zu dieser Einschätzung kommt der UNO-Sondergesandte für Menschenrechte in Nordkorea, Tomas Ojea Quintana.

So könnten Nordkoreaner durch Ausfuhrbeschränkungen und Handelsverbote etwa schlechteren Zugang zu Medikamenten für Chemotherapie oder Rollstühlen haben, sagte Ojea der UNO-Vollversammlung am Donnerstag bei Vorstellung seines Jahresberichts. Humanitäre Helfer hätten wegen der Sanktionen zudem Probleme, benötigte Materialen zu besorgen und internationale Finanztransaktionen für ihre Arbeit durchzuführen.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte über die vergangenen Jahre zahlreichen Sanktionen gegen Pjöngjang als Reaktion auf die Atom-und Raketentests verhängt. Zuletzt hatte der Rat im September eine Deckelung von Öllieferungen und ein Verbot von Textilexporten beschlossen.

Es müsse sichergestellt werden, dass Sanktionen keine "Kollektivstrafe für die gewöhnlichen Bürger" seien, sagte Ojea. An erster Stelle sei aber die nordkoreanische Regierung dafür verantwortlich, für die Einhaltung der Menschenrechte in dem kommunistisch geführten Land zu sorgen.

Nordkorea kündigt Freilassung südkoreanischer Fischer an
Nordkorea hat die Freilassung mehrerer südkoreanischer Fischer angekündigt. Ihr Boot sei am 21. Oktober in nordkoreanischen Hoheitsgewässern aufgegriffen worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Freitag.

Die Führung in Pjöngjang habe sich entschlossen, die Männer an diesem Freitag freizulassen, nachdem sie ihr Vergehen eingestanden und sich entschuldigt hätten, hieß es in dem nordkoreanischen Medienbericht. Die südkoreanische Regierung erklärte daraufhin in Seoul, sie werde die Freilassung akzeptieren und sei erleichtert, dass die Besatzung zurückkehren könne. An Bord des Bootes, das seit dem 21. Oktober vermisst worden sei, seien sieben südkoreanischen und drei vietnamesische Fischer.

Mit der Freilassung der Bootsbesatzung würde das weitgehend isolierte Nordkorea vermeiden, dass sich die ohnehin massiven Spannungen mit Südkorea sowie mit dessen Verbündeten USA noch verschärfen. Ob es dabei einen direkten Kontakt zwischen Vertretern Nord- und Südkoreas geben werde, sei ungewiss, erklärte die Regierung in Seoul. Die beiden Länder befinden sich seit Ende des Korea-Krieges 1950 bis 1953 faktisch im Kriegszustand, weil es zwar ein Waffenstillstandsabkommen gibt, aber keinen Friedensvertrag.

Das Verhältnis zwischen Nordkorea und den USA hat sich seit den nordkoreanischen Raketen- und Atomtests erheblich verschlechtert. US-Verteidigungsminister Jim Mattis flog zu militärischen Beratungen nach Südkorea. Er bemühte sich vor der ersten Asien-Reise von US-Präsident Donald Trump nächste Woche um eine friedliche Lösung der seit Monaten schwelenden Nordkorea-Krise. Mattis beriet auch mit seinem japanischen Kollegen.