Genf. Nach Plänen des UN-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura sollen die Delegierten der syrischen Regierung sowie der Opposition zu ausgiebigen Friedensgesprächen in Genf bleiben. Die Runde solle voraussichtlich bis zum 15. Dezember tagen, sagte de Mistura bei einer Pressekonferenz am Donnerstagabend.

Die Atmosphäre bei den Friedensgesprächen, die diese Woche zunächst ohne die syrischen Regierungsvertreter gestartet war, sei auf beiden Seiten "professionell und ernsthaft" gewesen.

Kein Beharren auf Vorbedingungen

Keine der beiden Parteien habe auf Vorbedingungen beharrt, und das Team der UN-Unterhändler habe eine Reihe von Ideen für die Zukunft Syriens aufgezeigt, die sowohl von der Regierung als auch von der Opposition geteilt würden, sagte der UN-Sonderbeauftragte zum Verlauf der Gespräche. Zudem machte de Mistura deutlich, dass er sich auf Pläne für eine neue syrische Verfassung konzentrieren wolle sowie auf Wahlen unter Führung der Vereinten Nationen.

Auf die Frage eines Reporters nach einer möglichen Übergangsregierung in Syrien, die auch vom UN-Sicherheitsrat gefordert wird, gab de Mistura keine direkte Antwort. Vorherige Gesprächsrunden waren gescheitert, weil sich die syrische Regierung geweigert hatte, über einen Machttransfer zu reden.

Rebellenenklave Ost-Ghouta "humanitärer Notfall"

Die Vereinten Nationen erklärten unterdessen die belagerte Rebellenenklave Ost-Ghouta in Syrien zum "humanitären Notfall". Das Leid der 400.000 Zivilisten in der Vorstadt von Damaskus sei unerträglich, sagte UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland. Nur wenige Tausend Menschen hätten unter größten Mühen und Gefahren versorgt werden können. 500 Menschen, darunter Verletzte und Kinder, schwebten wegen Unterernährung und fehlender Behandlung in Lebensgefahr. "Wir sind frustriert, wütend und schockiert", sagte Egeland an die Adresse der Kriegsparteien. In Genf verhandeln aktuell die syrischen Konfliktgegner über Wege zur Beilegung des Konflikts.

Während die Hilfe für Menschen in den von der Regierung kontrollierten Gebieten meist klappe, sei der Zugang über die Kampflinien hinweg äußerst schwierig, sagte Egeland. Die Kämpfe hätten allein im Oktober 440.000 Menschen aus ihrer Heimat in andere Gebiete Syriens vertrieben. Dies übersteige die Zahl der Rückkehrer um etwa das Dreifache.

Die Aussichten auf eine baldige Friedenslösung für Syrien nach fast sieben Jahren Bürgerkrieg sind gering. Die sieben vorausgegangenen Verhandlungsrunden in Genf hatten keine Annäherung gebracht.