Bogotá. (wak/afp) Kolumbien hat seinen Rückzug aus der Union südamerikanischer Staaten (Unasur) angekündigt und die Entscheidung mit scharfer Kritik an der Organisation im Umgang mit der Krise in Venezuela verknüpft. Der Verbund südamerikanischer Staaten sei der "größte Komplize der Diktatur Venezuelas" gewesen, sagte Kolumbiens neuer Präsident Iván Duque.

Schon im April 2018 haben die Staaten Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Peru ihre Mitgliedschaft vorübergehend ruhend gestellt. Kolumbien will sich nun aber definitiv zurückziehen.

All diese Länder haben eine inzwischen konservative Staatsführung gemeinsam. Unasur wurde 2004 gegründet und gilt als traditionell ideologisch linker Verband. Den momentanen Unasur-Vorsitz hat etwa Boliviens Präsident Evo Morales inne. Verbleibende aktive Mitglieder sind damit neben Bolivien noch Ecuador, Uruguay, Guyana und Suriname.

Bogotá hat nun den Prozess eingeleitet und plant Unasur binnen sechs Monaten zu verlassen. Der rechtsgerichtete Duque, der seit Anfang August Präsident Kolumbiens ist, warf der Organisation vor, nie die Missstände in Venezuela angeprangert oder die "Freiheiten" der Venezolaner gewährleistet zu haben.

Millionen Venezolaner sind
ins Ausland geflüchtet


Duque versicherte, weiterhin den Multilateralismus in der Region zu unterstützen. Kolumbien beherbergt nach offiziellen Angaben 870.000 Venezolaner mit befristeter Aufenthaltsgenehmigung.

Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen Venezolanern zu schaffen. Staatschef Nicolás Maduro ordnete Anfang der Woche an, dass die Banken künftig alle Finanzdaten auch in der von ihm geschaffenen Kryptowährung Petro ausweisen müssen. So soll ein Ausweg beziehungsweise eine Ablenkung aus der Hyperinflation ausgemacht werden. Maduro fährt einen scharfen Kurs gegen Oppositionelle und nahm in den vergangenen Wochen dutzende Regierungskritiker fest.

Nach UNO-Angaben haben von den inzwischen 2,3 Millionen im Ausland lebenden Venezolanern mehr als 1,6 Millionen ihre Heimat seit 2015 verlassen. Von ihnen suchten 90 Prozent Zuflucht in der Region. Allein in Peru halten sich mehr als 400.000 Venezolaner auf.