Wien. Wer an die Macht will, muss warten. Auf den Moment, in dem das Oberhaupt Schwäche zeigt oder von selbst aufgibt. Für David Ellensohn ist es nun soweit. Nie zuvor war der Zeitpunkt für ihn idealer, um den Schritt an die Spitze zu wagen. Die grüne Frontfrau Maria Vassilakou hat ihre Strahlkraft eingebüßt. Die Vizebürgermeisterin kann nicht mehr auf den Rückhalt in der Partei zählen. Die Reihen der Unterstützer lichten sich. Ganz im Gegensatz zu David Ellensohn. Er hat es geschafft, die Partei hinter sich zu vereinigen. Hat das Warten für Ellensohn ein Ende?
Eine graue Wolke hängt an diesem 27. März vor drei Jahren über den grünen Gemeinderäten. Die Blicke starr zu Boden gerichtet, hängende Mundwinkel, bewegungslos. Bis vor einer Stunde waren sie noch zu elft. Nun bleibt ein gepolsterter Sitz inmitten der Abgeordneten leer. Senol Akkilic wechselte zum roten Koalitionspartner. Mit dem Coup verhinderte die SPÖ eine Abstimmung im Gemeinderat gegen ihren Willen. Eine Mehrheit gegen die Genossen war nun nicht mehr möglich.
Ellensohn richtet seinen Blick auf, drückt sich von seinem Sitz hoch und marschiert zum holzvertäfelten Rednerpult des Gemeinderatssaals. Mit fester Stimme richtet er sich an die Abgeordneten aller Parteien: "Für mich ist es der schwärzeste Tag aus demokratiepolitischer Sicht", erläutert er. Ein kurzer Blick zu Akkilic, der nun zwischen den Genossen Platz genommen hat, dann fügt er hinzu: "Ob es das wert war, ein faires Wahlrecht für Wien, vor dem alle Menschen gleich sind, scheitern zu lassen, wird er selbst beantworten müssen."
Ellensohn wagte sich als Erster aus der Deckung. Es war nicht das erste Mal, dass er das Wort ergriff, als es für die Grünen schwierig wurde. Und es sollte auch nicht das letzte Mal gewesen sein. Egal, ob eine Wahl verloren wurde, oder ein grünes Projekt in der Stadt für Aufregung sorgte, Ellensohn stand Rede und Antwort, fand die richtigen Worte. "Als Führungsperson hat er nie enttäuscht", sagt Monika Vana, grüne Europaabgeordnete, die Ellensohn seit mehr als 20 Jahren kennt. Michael Schmid, Obmann der grünen Bildungswerkstatt Wien stimmt zu. "Er scheut keine Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner", erzählt Schmid.
Österreichs faschistische
Vergangenheit
David Ellensohn, geboren 1963 in London, aufgewachsen in Vorarlberg. Im Spannungsfeld zwischen internationaler Metropole und alpenländischer Folklore, zwischen britischer und österreichischer Familienhälfte. Sein Großvater mütterlicherseits kämpfte als Pilot im Zweiten Weltkrieg gegen die Nationalsozialisten und wurde abgeschossen. Die Familienbindung zu Österreichs faschistischer Vergangenheit prägte ihn. Aus ihr resultiert sein lebenslanges Engagement gegen Rechtsextremismus.
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