Heute produziert sie zu 90% auf Bestellung, einige Stücke gibt es in ihrem kleinen Verkaufsraum zu erstehen. Ihre Kundinnen und Kunden müssen mitunter Wartezeiten bis zu einem Jahr in Kauf nehmen, doch das täten sie gerne, sagt Reischauer. In der kleinen Werkstätte sind schließlich nur zwei Druckerinnen und eine Näherin beschäftigt, "da geht eben nicht mehr". Schließlich erhalte jeder ein genau auf den Träger abgestimmtes Stück. Das Mautner Druckverfahren erfordert bis zu 28 Arbeitsgänge: Die Vorbehandlung der Seide, der Unter- und der Farbdruck, Entwicklungs- und Fixiervorgänge, die Überfärbung, Bügeln und Fransen zupfen oder rollieren - erst dann ist ein echtes Mautner Seidentuch fertig. Martina Reischauer's Werkstätte ist übrigens die einzige, die nur Pflanzenfarben verwendet und die Muster, die von Modelstechern in Holz- oder Messingmodeln gestochen wurden, mit einem Hammer in die Seide klopft. Jedes Stück, das die Druckerei verlässt, ist daher ein Unikat.
Nachdem ihr Farben und Muster schon öfter abgekupfert wurden, wird heute jedes Stück signiert. Doch trotz vieler Schwierigkeiten und unzähliger Kopien im Handel hat sie nicht aufgegeben, und heute ist der "Mautner Handdruck" wieder so bekannt wie damals unter seiner Gründerin.
Größer soll das Geschäft nicht werden, betont Reischauer. Sie will weiterhin limitierte Auflagen herstellen und "klein und fein" bleiben, um den Markt nicht zu überschwemmen. Im Mai dieses Jahres hat sie sich entschlossen, auch für den Wiederverkauf über Händler zu produzieren, aber "nur für ausgewählte": "Wenn unser Mautner Handdruck im Supermarkt neben dem Klopapier zu finden ist, ist das für das Image sicher nicht besonders förderlich."
Die Saison für ihr Geschäft beginnt im Frühjahr - Kommunionskinder und Hochzeitspaare wollen ausgestattet werden. Im Sommer kommen die Touristen, die ungern ohne ein Ausseer Dirndl mit einem Mautner Seidentuch wegfahren wollen. Im Herbst und Winter kann sie endlich das aufarbeiten, wofür vorher keine Zeit war. Da hat dann auch ihr zweijähriger Sohn Max mehr von ihr: "Früher ist es manchmal passiert, dass er die Kunden aus der Werkstatt einfach hinauskomplimentiert hat, weil er wollte, dass ich meine Zeit ihm widme", lacht sie. Heute ist er vormittags bei einer Tagesmutter, damit seine Mutter ungestört ihre Kunden beraten kann: "Und die sind immer noch alle glücklich und zufrieden bei der Tür hinausgegangen!"