Wolfsburg. Volkswagen will abspecken: Vorstandschef Herbert Diess kündigte am Dienstag auf der Hauptversammlung in Berlin an, die Struktur des Mehr-Marken-Imperiums zu vereinfachen. So soll die Lkw-Tochter Traton nun doch noch vor der Sommerpause an die Börse gebracht werden. "Wir überprüfen, ob wir noch der beste Eigentümer für die unterschiedlichen Geschäfte sind", sagte Diess vor rund tausend anwesenden Aktionären. Der Fokus werde in Zukunft stärker auf dem automobilen Kerngeschäft liegen. Große Investoren sehnen das schon länger herbei.
Erst im März hatte der Vorstand einen Teilbörsengang von Traton abgesagt und dies mit dem schlechten Marktumfeld begründet. Die Schwankungen an den Börsen sind noch immer groß, nicht zuletzt wegen des weiter schwelenden Handelsstreits zwischen den USA und China. Trotzdem machte der VW-Aufsichtsrat am Montagabend eine Rolle rückwärts und beschloss, die Lkw-Sparte mit den beiden Herstellern MAN und Scania nun doch auf das Parkett zu schicken. Was hinter der Kehrtwende steht, ließ der Konzern offen.
Unendliche Traton-Geschichte
Für Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance beim Sparkassen-Fondshaus Deka Investment, habe VW wertvolle Zeit verloren. "Der Börsengang von Traton ist jetzt schon eine unendliche Geschichte." Lkw-Boss Andreas Renschler hielt dagegen, es sei nicht ungewöhnlich, dass ein solcher Prozess gestoppt und bei veränderten Bedingungen neu gestartet werde. Entscheidungen über die Einzelheiten des Listings sollten "in naher Zukunft" getroffen werden, so Renschler.
Mit Abspaltungen wie Traton will Volkswagen auch seinem Aktienkurs auf die Sprünge helfen, der durch die Dieselkrise gelitten hat. Bei einem Niveau von zuletzt 150,30 Euro je Stamm- und 148,60 Euro je Vorzugsaktie sei der Dax-Konzern weiterhin unterbewertet, sagte Diess. "Wir sehen viel Potenzial für einen höheren Unternehmenswert, das wir Schritt für Schritt heben werden."
Als weitere Maßnahme kündigte Volkswagen an, Lösungen für Randbereiche wie die Großmotorentochter MAN Energy Solutions und den Getriebehersteller Renk zu suchen. Auch ein Verkauf wird nicht ausgeschlossen.
Laut Diess kämpfe der Konzern an einigen Stellen noch mit schwerfälligen Strukturen und hohen Kosten. "Hier gibt es viel zu tun. Großen Ballast können wir uns auf Dauer nicht leisten." Deshalb mache er persönlich Tempo bei der Transformationen des Unternehmens. Vielerorts laufen bereits Sparprogramme. "Der Volkswagen Konzern wird transparenter und beweglicher, effizienter, innovativer und profitabler - darum geht es auf unserem Weg." 2019 werde dafür ein entscheidendes Jahr. Volkswagen will die Kosten bis 2023 um weitere knapp sechs Milliarden Euro drücken, um die Rendite zu steigern und die nötigen Investitionen zu stemmen. In der Verwaltung sollen bis zu 7000 Stellen durch Altersteilzeit wegfallen. Gleichzeitig soll die Produktivität der Werke weiter gesteigert werden.