Paris/Yokohama/Stuttgart. Der französische Autobauer PSA trotzt als einer der wenigen der Konjunkturschwäche und schraubt die Ertragskraft auf Rekordhöhe. Der Betriebsgewinn kletterte im ersten Halbjahr um rund elf Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, während der Konzernumsatz im gleichen Zeitraum um knapp ein Prozent auf 38 Milliarden Euro schrumpfte. Die operative Rendite sprang auf 8,7 (Vorjahr: 7,8) Prozent und erreichte damit ein Niveau, von dem selbst Premiumhersteller wie Daimler und BMW derzeit nur träumen können. PSA kehrt derzeit die Verhältnisse in der Branche um, in der Massenhersteller bislang meist geringere Margen einfahren als Oberklasseanbieter.

Zu der Verbesserung trug die Tochter Opel bei, die ihren Betriebsgewinn um 40 Prozent steigerte. Neue Modelle wie der Stadtgeländewagen Citroen C5 Aircross und neue Transporter kamen ebenfalls bei den Kunden an. Auch machte sich der größere Anteil an Fahrzeugen mit höherwertiger Ausstattung, an denen PSA mehr verdient, bei der Gewinnentwicklung bemerkbar. Hinzu kamen noch Synergien durch Opel sowie Vorteile bei der Beschaffung und weitere Einsparungen. Dadurch konnten die Franzosen Verluste im schwachen China-Geschäft mehr als wettmachen. China sei eine der größten Baustellen des Konzerns, räumte Vorstandschef Carlos Tavares ein und fügte hinzu: "Wir können nicht immer gewinnen." Das Management arbeite mit Hochdruck daran, das Geschäft dort in die schwarzen Zahlen zu führen.

Gegen den Marktrend in Europa gewachsen

Der Absatz in der Volksrepublik brach in der ersten Jahreshälfte um 60 Prozent ein. Allerdings ist PSA dort nur ein Nischenspieler, während etwa der Rivale Volkswagen in China einen großen Teil seines Geschäfts macht. Den Löwenanteil ihres Absatzes fahren die Franzosen in Europa ein, was ihnen von Experten immer wieder als Schwäche ausgelegt wird. Die Auslieferungen auf dem Heimatkontinent steigerte PSA gegen den Markttrend leicht auf rund 1,7 Millionen Fahrzeuge. Weltweit schrumpften die Verkäufe dagegen um 12,8 Prozent auf 1,9 Millionen Fahrzeuge der Marken Peugeot, Citroen, DS sowie Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall. Das lag auch daran, dass sich PSA wegen der US-Sanktionen aus dem Iran zurückgezogen hat.

Opel steigert Gewinn

Der Betriebsgewinn von Opel verbesserte sich in den ersten sechs Monaten auf rund 700 Millionen Euro nach 500 Millionen Euro vor Jahresfrist. Peugeot hatte die Marke mit dem Blitz im Logo 2017 von General Motors übernommen und mit harten Einschnitten im vergangenen Jahr in die Gewinnzone geführt. Unter der Ägide der Amerikaner hatte Opel zwei Jahrzehnte lang rote Zahlen geschrieben.

Offen für Übernahmen

Dank der gestiegenen Ertragskraft sieht sich Peugeot gerüstet für den weiteren Umbau des Modellangebots hin zu klimafreundlicheren Fahrzeugen. Für dieses und das kommende Jahr kündigte Tavares sieben neue Elektroautos und ebenso viele Plug-in-Hybride an, die an der Steckdose aufgeladen werden können. Bereits 2020 soll fast ein Drittel der Fahrzeuge elektrifiziert sein, ein Jahr später die Hälfte. Der Konzernchef zeigte sich zuversichtlich, dass PSA die schärferen CO2-Ziele der EU erreichen werde. Angesichts der Vorgaben aus Brüssel zur Senkung des CO2-Ausstoßes rechnet er mit einer weiteren Konsolidierung der Branche. PSA sei offen für weitere Übernahmen, selbst aber nicht darauf angewiesen. Fusionen und Übernahmen seien "immer eine Möglichkeit", aber kein Selbstzweck, betonte Tavares.

Gewinneinbruch bei Nissan

Mit einem Gewinneinbruch hat hingegen Rivale Nissan zu kämpfen. Die Japaner werden für das zweite Quartal einen Rückgang von rund 90 Prozent zum Vorjahreswert von 109 Milliarden Yen (900 Millionen Euro) ausweisen, berichtete die Wirtschaftszeitung "Nikkei". Nissan bestätigte den Artikel als "weitgehend richtig", am Donnerstag werden die Zahlen offiziell präsentiert. Analysten hatten zuvor mit einem Minus von 66 Prozent gerechnet. Laut der Nachrichtenagentur wolle der Autobauer 5200 Stellen mehr als bisher geplant streichen, um die Kosten zu senken. Mit dem bereits im Mai verkündeten Jobabbau von 4800 Stellen würde Nissan dann rund sieben Prozent seiner Belegschaft einsparen.

Nissan hat unter anderem Probleme in den USA, wo Rabatte zur Verkaufsförderung seit Jahren an den Renditen nagen. Nach dem Rausschmiss des ehemaligen Renault-Chefs Carlos Ghosn als Verwaltungsratschef bei den Japanern steht Vorstandschef Hiroto Saikawa unter Druck, den Konzern aus dem Tief herauszuführen. Die Verhaftung Ghosns in Japan hatte beim von ihm geschaffenen und kontrollierten französisch-japanischen Auto-Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi zu einer schweren Krise geführt. Ghosn war ein Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorgeworfen worden.

Daimler mit 1,3 Milliarden Euro Verlust

Sorgen hat auch der neue Daimler-Boss Ola Källenius. Schwächelnde Märkte weltweit und Anlaufschwierigkeiten mit neuen Modellen setzen dem Konzern mit Sitz in Stuttgart derzeit ebenso zu wie diverse teure Langzeit-Probleme - nicht nur mit dem Diesel. Für den Schweden ist es die erste Quartalsbilanz seit seinem Antritt vor zwei Monaten. Daimler verbuchte von April bis Ende Juni einen auf die Aktionäre entfallenden Verlust von 1,3 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal des Vorjahres war unter dem Strich noch ein Gewinn von 1,7 Milliarden Euro gestanden.

"Die Zahlen sind alles andere als zufriedenstellend", räumte Källenius ein. Dass sein Start-Quartal alles andere als gut ausfallen würde, war bereits absehbar. Die Anfang des Jahres noch unter seinem Vorgänger Dieter Zetsche ausgegebenen Ziele hatte der neue Vorstandschef schon kassiert und gleich zweimal nach unten korrigiert.

Details erst im Herbst 

In den kommenden Monaten erwartet der Konzern nun aber eine "spürbare Verbesserung". "Unsere Ergebnisse im zweiten Quartal wurden hauptsächlich durch Sondereinflüsse in Höhe von 4,2 Milliarden Euro beeinflusst", betonte Källenius. Er meint damit Rückstellungen für Verfahren im Zusammenhang mit dem Dieselskandal. Daimler muss hunderttausende Autos zurückrufen, weil darin eine aus Sicht der Behörden unzulässige Steuerung der Abgasreinigung steckt. Erst vor einem Monat war ein weiterer Zwangsrückruf hinzugekommen, zudem untersuchen die Behörden immer noch weitere Modelle.

Källenius will nun alles noch mehr straffen. Wo genau gespart werden soll, bleibt aber offen. Klar ist nur, dass es keinen aktiven Personalabbau geben soll. Der Konzern hatte eigentlich angekündigt, in der Pkw-Sparte bis 2021 zu einer Umsatzrendite von acht bis zehn Prozent zurückzukehren. Dass das langfristig das Ziel sei, bekräftigte Källenius. Ob es bei 2021 bleibe, ließ er offen. Details soll es erst im Herbst geben - dann im Komplettpaket. (reuters, dpa, apa)