Brüssel. Wien ist Weltmeister, wenn es um die lebenswerteste Stadt geht. Bei Innovation und Wettbewerbsfähigkeit gibt es für Österreichs wirtschaftlich stärkste Region aber noch Aufholbedarf. Im aktuellen EU-weiten "Wettbewerbsindex der Regionen" (RCI) belegt die Bundeshauptstadt - die gemeinsam mit Niederösterreich geführt wird - Platz 29 von insgesamt 268 Regionen. Die Richtung zeigt jedoch nach oben. Bei dem Ranking, das alle drei Jahre ermittelt wird, belegte die Hauptstadtregion zuletzt noch Platz 52.

Die anderen österreichischen Bundesländer liegen hingegen nur im europäischen Mittelfeld. Auf Wien/Niederösterreich folgen Oberösterreich und Vorarlberg auf Platz 74, Steiermark (78), Salzburg (83), Burgenland (89) und Tirol (91). Am schlechtesten schneidet Kärnten auf Platz 101 ab. Die besten Nachbarregionen sind Oberbayern (Platz 8), Schwaben (46) und Bratislava (66).

Stockholm, London und Utrecht sind Spitzenreiter

Der Wettbewerbs-Index wurde erstmals 2010 ermittelt, zwei Jahre nach der Wirtschaftskrise. Die EU-Kommission wollte fortan messen, wie sich die einzelnen Regionen von der Krise erholen, wie sie sich entwickeln. Laut EU-Kommission stelle der Index auch ein Messinstrument für die Regionen dar. Sie könne ablesen, wo sie aktiv werden und Prioritäten setzen sollen.

Die Studie basiert auf elf Faktoren darunter Stand des Gesundheitssystems, Infrastruktur, technologische Reife der Unternehmen, Bildungsangebote, makroökonomische Stabilität.

Die Region Wien/Niederösterreich schneidet am schlechtesten im Bereich Technologie ab, genauso wie Oberösterreich. Eine schlecht ausgebaute Infrastruktur haben demnach Salzburg und Kärnten. Ebenso Salzburg und Oberösterreich seien auch wenig innovativ.

Positiv bewertet werden die Bildungsstandards in der Steiermark, Kärnten und Burgenland. Wien/Niederösterreich punktet bei innovativen Strategien seiner Unternehmen.

Europaweit befinden sich unter den fünf besten Regionen drei aus Großbritannien. Die Spitzenreiter sind Stockholm, gefolgt von London, Utrecht, dem zentralenglischen Berkshire und dem südlichen Surrey. Danach folgt Hovedstaden (rund um Kopenhagen), Luxemburg, Oberbayern (rund um München).

Am unteren Ende der schwächsten Fünf befinden sich drei griechische Regionen: Notio Aigaio (Inselgruppe in der Ägäis) schneidet EU-weit am schlechtesten ab. Etwas besser die nordwestlich in Bulgarien gelegene Severozapaden, dann die spanische Enklave in Nordafrika Melilla, das westgriechische Dytiki Ellada sowie das nordgriechische Dytiki Makedonia.

Insgesamt wächst die Wirtschaft der Europäischen Union nun das siebente Jahr in Folge, auch wenn das Wachstum zuletzt von 2,0 Prozent im Jahr 2018 auf 1,4 Prozent in diesem Jahr fiel.

Starkes Gefälle zwischen Hauptstädten und Peripherie 

Doch nicht alle Regionen entwickeln sich gleichmäßig stark. Weiterhin sichtbar ist laut Wettbewerbsindex ein Gefälle zwischen Nord-west und Süd-ost. Einzig die Hauptstadtregionen, allen voran Bratislava, Warschau, Prag, Rom und Madrid sowie etwas weniger Athen, Budapest, Bukarest und Sofia heben das unterdurchschnittliche Niveau.

Auch generell sind die Hauptstadtregionen in allen 28 Mitgliedstaaten am wettbewerbsfähigsten. Es gibt jedoch drei Ausnahmen: die Niederlande, Italien und Deutschland. In den Niederlanden ist Utrecht die wirtschaftlich stärkste Region, in Italien ist es die Lombardei rund um Mailand, in Deutschland sind es mehrere Regionen, die stärker abschneiden, als Berlin, am besten Oberbayern rund um München.

Die Lücke zwischen städtischen Regionen und der Peripherie ist in den vergangenen Jahren gleich geblieben.

Neben dem Index veröffentlichte die EU-Kommission eine Eurobarometer-Umfrage zu ihrer Regionalpolitik. Demnach wünschen sich die meisten Befragten, mehr Investitionen in Bildung, Gesundheit, soziale Infrastrukturen (91 Prozent) und in die Umwelt (90). Die EU sollte dabei ihren Schwerpunkt auf Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit (69), benachteiligten Stadtgebieten (54) und abgelegene Regionen (52) legen.