Europäische und amerikanische Konzerne, die in umweltschädlichen Sektoren tätig sind, reden die finanziellen Risiken weiterhin klein, denen sie durch den Klimawandel ausgesetzt sind. Und das, obwohl sie bereits vor zwei Jahren dazu aufgefordert wurden, diese Risiken für Anleger transparent zu machen, schreibt Moody's Investors Service in einem Bericht. In dieser Analyse wurden Unternehmensberichte von 28 Unternehmen aus den Baustoff-, Öl-, Gas- und Infrastruktur-Sektoren untersucht. Im Jahr 2017 forderte die Financial Stability Board's Task Force on Climate-Related Financial Disclosures zu einem freiwilligen Reporting von Klima-Faktoren auf den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen auf.
Obwohl rund 80 Prozent der Unternehmen in der Moody's-Untersuchung angaben, dass der Klimawandel strategische Unternehmens-Entscheidungen beeinflussen würde, gaben nur zwei der 28 befragten Unternehmen an, dass der Klimawandel letztlich auch einen Einfluss auf den Cash-Flow und auf ihre Unternehmensbilanzen habe.
Diese zwei Unternehmen waren ein europäischer Stromerzeuger und ein US-Öl- und Gaskonzern. Die befragten Unternehmen (darunter Exxon Mobil Corp., Royal Dutch Shell Plc, Duke Energy Corp and Electricite de France SA) haben Unternehmens-Schulden in der Gesamthöhe von 877 Milliarden Dollar.
Exxon wegen Täuschung vor Gericht
Exxon Mobile Corp. muss sich zur Zeit vor einem Gericht in New York gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, Anleger über die Kosten von Klimafolgen getäuscht zu haben. Investoren werfen Exxon vor, das Unternehmen habe die Kosten von Klima-Regulation bewusst heruntergespielt und somit die Investoren bewusst in die Irre geführt. Unter anderem wird sich der langjährige Exxon-CEO Rex Tillerson vor Gericht verantworten müssen. "Der Fall ist ein Meilenstein in einer Welle von Gerichtsfällen, denen sich Exxon und andere Ölfirmen gegenübersehen - nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern in aller Welt", wird Caroll Muffet, Präsidentin des Center for International Environmental Law in der BBC zitiert. Exxon weist alle Vorwürfe zurück: Die Investoren seien ausreichend informiert worden.
Analysten sind der Ansicht, dass der Fall vor einem New Yorker Gericht ein Beispiel in einer ganzen Reihe von Experimenten ist, der zeigt, wie Regierungen Unternehmen für den Klimawandel zur Verantwortung ziehen werden. Der US-Bundesstaat Rhode Island zieht ebenfalls gegen Exxon und BP vor Gericht - in diesem Fall geht es um Schäden durch Ölverschmutzung. Behörden in Kanada und auf den Philippinen führen derzeit ebenfalls Ermittlungen gegen Ölkonzerne.
"Obwohl die Unternehmen einige Fortschritte bei ihrem Reporting gemacht haben, sind standardisierte und qualifizierte Angaben über den finanziellen Impact der Klima-Krise immer noch in einem sehr frühen Stadium", sagt Vincent Allilaire, einer der Autoren des Moody's-Reports in einem Statement. Eine Reihe von wichtigen Investoren haben in der Vergangenheit dazu aufgefordert, Klimafolgen stärker zu berücksichtigen, um Fehler bei der Preisbildung von Unternehmens-Assets zu vermeiden. (Reuters/BBC)