Kaum süß, intensiver Kakao-Geschmack, plötzlich eine fruchtige Säure. "Bissap", sagt Kimberley Addison und bricht eine Ecke einer dünnen, rötlichen Tafel Schokolade ab. "Ein traditionelles afrikanisches Getränk aus Hibiskusblättern." In der Küche des Hauses ihrer Eltern in East Legon, einer gehobenen Wohngegend in Ghanas Hauptstadt Accra, rösten Kimberley und ihre Schwester Priscilla Kakaobohnen im Ofen. "57Chocolate" heißt die Marke der Addisons, ihr Start-up ist eine kleine Revolution in einem Land, das den Weltmarkt mit Kakaobohnen versorgt.
Ghana ist - nach der Elfenbeinküste - der zweitgrößte Rohkakao-Produzent der Welt. Mehr als zwei Millionen Kleinbauern in den beiden Ländern liefern fast drei Millionen Tonnen Kakao für den Export - nahezu 60 Prozent des weltweiten Angebots. Ghana deckt ein Viertel des globalen Bedarfs, jedoch macht Kakao weniger als 2 Prozent des ghanaischen BIP aus. Das Schokoladensortiment in ghanaischen Supermärkten ist zwar üppig, alle großen internationalen Marken liegen in den Regalen, viele mit Kakao aus Ghana hergestellt. "Made in Ghana" ist jedoch die Ausnahme, nur das staatliche Kakaounternehmen und eine kleine Schokoladenfirma bei Accra produzieren lokale Industrieware.
Schokolade als leistbarer Luxus für Afrikas Mittelschicht
Weniger als 4 Prozent der weltweit verkauften Schokolade konsumieren Menschen in Afrika. Doch das Konsumverhalten auf dem 56-Staaten-Kontinent ändert sich, in vielen Ländern wächst eine Mittelschicht heran, die Geld hat, Genuss schätzt und für die edle Schokolade eine erschwingliche Form des Luxus darstellt.
Diesen Markt wollen die "57Chocolate"-Schwestern erschließen. Aktuell 21 Sorten gehören zum Programm: dunkle Schokolade, Milchschokolade, weiße Schokolade und Kaffee, pur, mit Meersalz, frischer Kokosnuss oder Mandelsplittern. Das Markenzeichen von "57Chocolate" ist Bissap, die Sorte mit Hibiskusgeschmack. "Bissap war unser Lieblingsgetränk als Kinder, unsere Mutter hat es viele Jahre und mit viel Aufwand selbst gemacht", erzählt Kimberley. Heute lieben die Schwestern grünen Tee, also gibt es seit kurzem auch weiße Schokolade mit Matcha-Tee. "Die Schokolade-Herstellung ermöglicht sehr viel Kreativität", sagt Priscilla. "Und als Start-up, das kleine Mengen herstellt, ist es einfach, mit neuen Sorten zu experimentieren."
Aus Europa stammt die Geschäftsidee der Schwestern, es war ein Zufall. Ihr Vater hat in vielen Ländern weltweit gearbeitet, die Familie lebte lange in Genf, Kimberley und Priscilla arbeiteten nach dem Studium in Managementjobs. "Gute Arbeit, aber jeden Tag acht Stunden am Computer, das machte mich irgendwann unruhig", sagt Kimberley. Macht euch selbständig, riet der Vater, gründet ein Unternehmen. Klingt verlockend, meinten die Töchter, aber in welcher Branche? Als die Eltern beschlossen, in der Pension zurück in ihr Heimatland Ghana zu gehen, kamen Kimberley und Priscilla mit.