Zum Hauptinhalt springen

Banken brauchen neue Einnahmequellen

Von Xxx Xxx

Wirtschaft
© Inti St Clair/Blend Images LLC

ZEB-Studie: Wenn Banken nichts tun, um ihre Rentabilität zu verbessern, klafft 2023 eine Gewinnlücke von 62 Milliarden Euro. Chancen bietet die Digitalisierung.


Die europäische Bankenbranche hat es im abgelaufenen Jahrzehnt nicht leicht gehabt: Die Finanzkrise zog eine nie dagewesene Ära der Niedrig- und mittlerweile sogar Negativzinsen nach sich und entzog den Banken damit eine wesentliche Einnahmequelle. Gleichzeitig wurde die Regulierung strenger und brachte damit nicht nur mehr Stabilität, sondern auch deutlich höhere Kosten in den Sektor.

Darüber hinaus geht gerade einer der längsten Konjunkturzyklen zu Ende, was sich in einem global schwächelnden Wachstum bemerkbar macht. Eine baldige Entschärfung der Lage ist nicht in Sicht. Eine Aufgabe der Bankenbranche wird es deshalb künftig sein, sich neue Strategien zu überlegen, um als Unternehmen rentabel zu bleiben. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Finanz-Beratungsinstituts ZEB, das die 50 größten Banken Europas - darunter auch Erste Group und Raiffeisen Bank International - unter die Lupe genommen hat.

Obwohl der Sektor seit der Krise durchaus viel Kapital aufgebaut habe, komme der Gewinn nach Steuern schon seit mehreren Jahren nicht mehr vorrangig aus dem operativen Geschäft, sondern vor allem von Einmaleffekten wie Wertberichtigungen oder der Auflösung von Rückstellungen, sagt Michaela Schneider, geschäftsführende Partnerin des ZEB in Österreich. Und das Problem mit Einmaleffekten sei naturgemäß, dass sie nicht nachhaltig die Rentabilität des Unternehmens steigern.

Eigenkapitalrentabilitätzuletzt nur bei 7,2 Prozent

Wie die Studie zeigt, konnten die Kreditinstitute ihre Gewinne nach Steuern zwar von 2014 bis 2018 kumuliert von 67,8 auf 121,1 Milliarden Euro steigern, die Eigenkapitalrentabilität lag 2018 aber nur bei 7,2 Prozent.

Das gilt laut ZEB als eher tiefes Niveau. Wie gut oder schlecht die Eigenkapitalrentabilität eines Unternehmens ist, bemisst sich in der Regel nach der Performance der gesamten Branche. Die österreichischen Banken - zum Vergleich wurden die 15 größten heimischen Kreditinstitute herangezogen - schneiden laut den ZEB-Daten mit einer Eigenkapitalrendite von 10,2 Prozent verhältnismäßig gut ab.

Blickt man ein paar Jahre in die Zukunft, ergibt sich für die europäische Bankenbranche klarer Handlungsbedarf. Denn unter den Annahmen, dass sich Konjunktur und Leitzinsen entsprechend den derzeitigen Prognosen entwickeln und dass mit 2022 neue Regulierungsvorschriften (Basel IV) beginnen zu greifen, dürfte die kumulierte Eigenkapitalrentabilität den ZEB-Berechnungen zufolge bis 2023 merklich sinken, und zwar (von 7,2 Prozent 2018) auf 5,8 Prozent.

Da die Marktanforderung für diese Größe allerdings geschätzt bei rund 9 Prozent liegen dürfte, ergibt sich eine Gewinnlücke von 62 Milliarden Euro, wie das ZEB errechnet hat. Um diese zu schließen, müssten Banken um 59 Prozent höhere Gewinne erzielen als es bei der angenommenen Eigenkapitalrentabilität von 5,8 Prozent der Fall wäre. Die berechnete Lücke könnte sogar noch größer ausfallen, denn zu dem Zeitpunkt, als das ZEB die Studie im Sommer durchgeführt hat, wurden noch stabile Leitzinsen für Europa angenommen - ein Szenario, dass mit Ende 2019 eher nicht mehr haltbar sei, sagt ZEB-Senior-Manager Andreas Sumper.

Kosteneinsparungenallein reichen nicht aus

Um nun mehr Gewinn lukrieren zu können, reichen Kosteneinsparungen allein nicht aus, so Schneider. Die Banken müssten in den kommenden Jahren ihr Geschäftsmodell überarbeiten und neben der Kosten- auch an der Ertragsschraube drehen. Die größten Chancen diesbezüglich ergeben sich laut ZEB-Experten in der Digitalisierung, denn diese ermögliche sowohl Kosteneinsparungen als auch Ertragssteigerungen.

Dabei könnten Banken einiges von großen Tech-Konzernen wie Google und Amazon lernen. Vor allem die von diesen Unternehmen erreichte Omnipräsenz im Kundenalltag sei ein wichtiger Punkt, bei dem Banken sich noch deutlich verbessern könnten, betont Sumper. Es gehe darum, ganze Ökosysteme für Kunden zu entwickeln, statt isolierte Produkte anzubieten. Beispielsweise könnte eine Bank nicht nur einen Kredit zur Wohnraumfinanzierung vergeben, sondern den Kunden auch gleich bezüglich thermischer Sanierung beraten oder benötigte Handwerker vermitteln, sagt Sumper.

Filiale verschwindet nichtaus Gesamtkonzept der Banken

Auch die Filiale sei ein wichtiger Teil dieses Ökosystems und werde auch in Zukunft nicht aus dem Gesamtkonzept der Banken verschwinden, so Schneider. Sie bleibe eine wichtige Anlaufstelle für Kunden, wenn auch mit einem anderen Schwerpunkt. So werde sie viel stärker auf Beratung ausgerichtet sein, während Banktransaktionen wie Überweisungen und Bargeldeinzahlungen sich nach und nach in die digitale Welt verlagern werden.(apa/red.)