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Zeit für ein Treffen

Wirtschaft
Beim UN-Klimagipfel vor ein paar Monaten huschte US-Präsident an Umweltaktivistin Greta Thunberg vorbei, während sie ihm böse Blicke zuwarf. In Davos gibt es nun ein Wiedersehen.
© REUTERS

Heute, 11.30 Uhr, eröffnet Donald Trump das Weltwirtschaftsforum in Davos. Bis 24. Jänner diskutieren Staatschefs, Manager, Wissenschafter, gesellschaftliche Akteure und Journalisten über Wirtschafts-, Sozial- und Umweltpolitik.


Mit einer Rede von US-Präsident Donald Trump beginnt heute, Dienstag (11.30 Uhr), offiziell die 50. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos. Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens in den Schweizer Alpen stehen der Kampf gegen den Klimawandel sowie geopolitische Krisen etwa im Nahen Osten und in Libyen.

Trump steht wegen des Amtsenthebungsverfahrens, das in Washington gegen ihn läuft, innenpolitisch unter großem Druck. Doch anstatt sich im Weißen Haus zu verstecken, sucht er knapp zehn Monate vor der US-Präsidentenwahl wohl lieber das globale Rampenlicht.

Erwartet wird, dass er sich in seiner Eröffnungsrede wie üblich unter Verweis auf Börsenrekorde und die niedrige Arbeitslosenquote in den USA als meisterhafter Lenker des Wirtschaftsgeschehens darstellt. Als wahrscheinlich gilt zudem, dass er auf die jüngsten Erfolge in den von ihm angezettelten Handelskonflikten verweisen wird, denn vergangene Woche besiegelte er ein erstes Teilabkommen mit China. Das von Trump ursprünglich angestrebte umfassende Handelsabkommen mit Peking steht aber weiter in den Sternen.

Österreich auf Platz acht bei Aufstiegschancen

Schon vor der Eröffnung hatte das Wirtschaftsforum eine Datenzusammenstellung über die Aufstiegschancen im Ländervergleich herausgegeben. Demnach liegt Österreich in dem Ranking von 82 Ländern gleichauf mit Belgien an achter Stelle.

Den ersten Platz in der Studie belegt Dänemark (85,2) gefolgt von Norwegen, Finnland, Schweden und Island. Außerdem vor Österreich (80,1) liegen die Niederlande und die Schweiz. Für die Rangliste werteten die Studienautoren Daten aus und erstellten daraus einen Gesamtindex der gesellschaftlichen Mobilität aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit, Technologie und soziale Absicherung/öffentliche Einrichtungen zusammen. Konkret eingeflossen sind etwa Faktoren wie faire Entlohnung oder gute Arbeitsbedingungen, die Durchdringung der Bevölkerung mit Anwendungen neuer Technologien, die Qualität und der Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung. Daraus ergibt sich für eine Gesellschaft eine Zahl, die die sozialen Aufstiegsmöglichkeiten, die sie bietet, ausdrückt.

Deutschland als Spitzenreiter

Unter den sogenannten sieben bedeutendsten Industrienationen (G7) ist Deutschland der Spitzenreiter. Die Bundesrepublik liegt an elfter Stelle (78,8). Dahinter folgen Frankreich (Platz 12), Kanada (Platz 14), Japan (Platz 15), Großbritannien (Platz 21), USA (Platz 27). Schlusslicht unter den G7 ist auf Platz 34 Italien.

Die - noch - 28 EU-Staaten liegen alle unter den ersten 50 Ländern. Das EU-Land mit den geringsten sozialen Aufstiegsmöglichkeiten ist in der Tat Griechenland auf Position 48 mit einem Index von 59,8.

Die Aufstiegschancen in China sind wesentlich besser als etwa in Indien, allerdings etwas schlechter als in Russland. Die Volksrepublik (61,5) verorteten die Studienautoren auf Platz 45 - und damit vor Griechenland. Russland (64,7) landete demgegenüber aus Platz 39, Indien (42,7) nur auf Platz 76 von 82.

Österreich liegt gut bei sozialer Absicherung

Österreich liegt besonders gut bei der sozialen Absicherung. In diesem spezifischen Punkt erreichte es weltweit sogar Platz drei. Auch in Sachen Zugang und Qualität der Bildung (Platz vier bzw. sechs) und bei den Arbeitsbedingungen (Platz fünf) kann Österreich punkten. Luft nach oben besteht jedoch vor allem, was den Zugang zu Technologie und die faire Verteilung der Löhne betrifft. Im Vergleich zum achten Gesamtrang kam Österreich in diesen beiden Einzelgesichtspunkten nur auf Rang 28 beziehungsweise 26.

Weltweit macht das WEF vor allem niedrige Löhne, fehlende Sozialsysteme und mangelhafte Ausstattung für lebenslanges Lernen als größte Barrieren für sozialen Aufstieg aus und forderte, diese zurückzudrängen. Vor allem die großen Volkswirtschaften China, USA, Indien, Japan und Deutschland könnten nach Einschätzung des WEF enorm von mehr sozialer Mobilität profitieren.

Die globale Wirtschaft würde jedes Jahr auf diese Weise um mehrere Hundert Milliarden Euro mehr wachsen, so die Organisation. Weiters wird festgehalten, dass der weltweit sinkende Anteil von Arbeitsleistung am Einkommen bei gleichzeitig steigendem Anteil von Kapitalertrag am Einkommen "wirtschaftliche Ungleichheit hervorgerufen und zu einem Niedergang der Chancengleichheit geführt haben".

Wachsendes Gefühl der Ungerechtigkeit

"Die sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Ungleichheit sind tiefgreifend und weitreichend", erklärte WEF-Gründer Klaus Schwab laut einer Mitteilung. Er nannte unter anderem ein wachsendes Gefühl der Ungerechtigkeit und sinkendes Vertrauen in Institutionen. "Konzerne und Regierungen müssen darauf mit gemeinsamen Anstrengungen antworten, um neue Wege für die sozioökonomische Mobilität zu finden und sicherzustellen, dass jeder faire Erfolgschancen hat", mahnte Schwab. Laut WEF braucht es eine globale Anstrengung, um der Ungleichheiten Herr zu werden.

Das kapitalistische Wirtschaftssystem trifft einer Umfrage zufolge in zahlreichen Ländern auf starke Skepsis. In seiner derzeitigen Form richtet er nach Auffassung der Mehrheit "mehr Schaden als Gutes in der Welt" an. Dieser Einschätzung stimmten in einer internationalen Erhebung der US-Kommunikationsagentur Edelman 56 Prozent der Befragten zu.

Die Studie wurde am Montag anlässlich des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos vorgestellt. Befragt wurden mehr als 34.000 Personen in 28 Ländern.

Vertrauen in Institutionen

Das "Edelman Trust Barometer" wird seit dem Jahr 2000 ermittelt. Es misst das Vertrauen von Bürgern in zentrale Institutionen. Über die Jahre stellten die Autoren eine wachsende Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit fest. "Die Menschen bezweifeln, dass die Welt, in der wir heute leben, optimal für eine gute Zukunft ist", erläuterte Studienleiter David Bersoff.

Zu den genannten Sorgen zählen das Tempo des technischen Fortschritts, Arbeitsplatzunsicherheit, Misstrauen in die Medien und das Gefühl, dass die nationalen Regierungen den aktuellen Herausforderungen nicht gewachsen seien.

Am wenigsten Vertrauen wird dem Kapitalismus in Thailand und Indien entgegengebracht. Auch in Frankreich ist die Skepsis hoch. Nur in Australien, Kanada, den USA, Südkorea, Hongkong und Japan widersprach eine Mehrheit der Negativbeurteilung.

Generell genießt der Kapitalismus in Asien mehr Vertrauen als in anderen Gegenden der Welt. Österreich ist in der Umfrage nicht inkludiert. (red)