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Tech-Unternehmen verlieren an Vertrauen

Von Bernd Vasari

Wirtschaft

McKinsey befragte rund 7000 Autokäufer: Nur 36 Prozent würden ihre Marke für bessere digitale Lösungen wechseln.


Autofahrer setzen wieder vermehrt auf etablierte Hersteller.
© getty images/EyeEm/Suriyo Hmun Kaew

 Die Zukunft auf der Straße gehört selbstfahrenden Fahrzeugen mit Stromantrieb. BMW, Volkswagen, Daimler, Tesla & Co. stecken Milliarden Euro und Dollar in ihre Entwicklungsabteilungen mit dem Ziel, den Verbrennermotor samt Fahrer abzuschaffen. Doch so klar sich dieser Trend ablesen lässt, so unklar ist die Frage, wem die Kunden das Auto der Zukunft abkaufen werden.

Eine aktuelle Studie von McKinsey, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, kommt nun zu dem Ergebnis, dass die Kunden zuversichtlicher geworden sind, was etablierte Autohersteller betrifft. Diese seien gut qualifiziert, um Innovationen in den Bereichen Automatisches Fahren, Vernetzte Fahrzeuge, Stromantrieb und Carsharing voranzutreiben. Für die Studie befragte die Unternehmensberatung mehr als 7000 Autokäufer in China, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan, Großbritannien und den USA.

Große Abweichung zu früheren Umfragen

Das Ergebnis der Befragung überrascht. Schließlich markiert es eine große Abweichung von früheren Umfragen, bei denen Autokäufer stets angaben, dass etablierte Hersteller beim Thema Innovation hinter ihren asiatischen Kollegen und Startups zurückliegen.

Dieses Mal erklärte 43 Prozent der deutschen Kunden, dass sie ein selbstfahrendes Auto lieber von einem traditionellen Autohersteller kaufen würden, in Japan waren es sogar 80 Prozent.

Eine kabellose Internetverbindung im Auto, der Datentransfer zwischen Fahrzeugen, um etwa Unfälle zu vermeiden, die Kommunikation zu Verkehrsanbietern und Wetterstationen. In Zukunft werden Pkw digital vernetzt sein. Doch nur 18 Prozent der deutschen Autokäufer würden die Marke für besser vernetzte Pkw wechseln, in Japan sind es 12 Prozent, in China sind es hingegen 61 Prozent. Global gesehen, ist die Zahl derer, die ihre Marke für bessere digitale Lösungen wechseln würde, rückläufig. Sie liegt mittlerweile bei 36 Prozent.

Selbst wenn selbstfahrende "Robotaxis" alltäglich und leistbar werden, würden 70 Prozent der Deutschen und 76 Prozent der US-Amerikaner ihr privates Fahrzeug behalten. Allerdings nutzen bereits 20 Prozent der Deutschen Carsharing-Dienste.

Nur 16 Prozent würden mehr für ein E-Auto ausgeben

Auch der Klimawandel spielte bei der Befragung durch McKinsey eine Rolle. So glauben 85 Prozent der Befragten, dass E-Autos umweltfreundlich sind. Die wenigsten wollen dafür aber mehr Geld ausgeben. Nur 16 Prozent würden für ein strombetriebenes Fahrzeug tiefer in die Tasche greifen. Außerdem besteht eine große Lücke zwischen der Anzahl der Autofahrer, die sich ein E-Auto ernsthaft als nächstes Fahrzeug vorstellen können und jenen, die tatsächlich konkrete Kaufabsichten haben.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es noch Jahre dauern wird, bis ein beträchtlicher Teil der Menschen ihre Privatwagen aufgeben. Für die etablierten Autohersteller sind das gute Nachrichten. Denn ihr Hauptgeschäft wäre damit gesichert.