Ähnlich wie Deutschland bei der AUA-Mutter Lufthansa springt auch der portugiesische Staat als Retter bei der nationalen Fluglinie TAP Air Portugal ein. Er übernehme die Kontrolle über die wegen der Corona-Pandemie schwer angeschlagene Fluggesellschaft, sagte Finanzminister Joao Leao am späten Donnerstagabend in Lissabon.
Mit den privaten Aktionären sei ein Abkommen zur Erhöhung des Staatsanteils am Aktienkapital der traditionsreichen Airline von bisher 50 auf 72,5 Prozent vereinbart worden. "Dies ist eine wichtige Vereinbarung und eine gute Lösung für TAP", zitierte die Zeitung "Publico" den Minister für Infrastruktur, Pedro Nuno Santos.
Der Vereinbarung zufolge reduziert sich der Anteil des Konzerns Atlantic Gateway Medienberichten zufolge von bisher 45 auf 22,5 Prozent. Dafür zahlt der Staat 55 Millionen Euro, sagte Leao. Fünf Prozent des Aktienkapitals werden weiterhin von Mitarbeitern gehalten.
US-portugiesisches Konsortium hatte sich eingekauft
Atlantic Gateway ist ein Privat-Konsortium mit dem US-Geschäftsmann David Neeleman und seinem portugiesischen Partner Humberto Pedrosa an der Spitze. Neeleman hatte Ende November dementiert, er wolle seine TAP-Anteile wegen Streitigkeiten mit dem portugiesischen Staat verkaufen. Die portugiesischen Medien berichteten damals, Neeleman habe Lufthansa, British Airways oder Air France nach ihrem potenziellen Interesse gefragt.
Lufthansa hatte erst laut einem Medienbericht im Februar mit Neeleman, verhandelt. Lufthansa wollte damals die "Spekulationen" nicht kommentieren, TAP ebenso wenig.
Neeleman wollte TAP an die Börse bringen, die sozialistische Regierung in Lissabon ist dagegen. TAP machte 2019 einen Verlust von 105,6 Millionen Euro. 2018 betrug das Minus 118 Millionen Euro.
Die sozialistische Regierung hatte zuletzt in der Coronakrise mit einer Zwangsverstaatlichung der Fluggesellschaft gedroht, falls keine Einigung mit den privaten Investoren zustande kommen sollte. Auch eine Insolvenz war zeitweilig in Erwägung gezogen worden. Infrastrukturminister Santos hatte kürzlich bekräftigt: "TAP ist für Portugal zu wichtig, als dass das Land sich den Luxus leisten könnte, das Unternehmen zu verlieren." Immerhin kämen 60 Prozent der Touristen mit der nationalen Airline ins Land. (apa,dpa,reuters)