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Die weltgrößten Autobauer verdienen besser denn je

Wirtschaft

Trotz Absatzminus und Chipmangel fahren Top-Hersteller Rekordgewinne ein, Zulieferer leiden aber.


Lieferengpässe und der Chipmangel zwingen Autobauer rund um den Globus, ihre Bänder zeitweise zu stoppen. Dennoch haben die 16 größten Produzenten - darunter VW, Daimler, General Motors und Honda - zuletzt mehr Gewinn eingefahren als je zuvor. Wie aus einer aktuellen Studie des internationalen Beratungsunternehmens EY (vormals Ernst & Young) hervorgeht, stieg der operative Gewinn dieser Konzerne im abgelaufenen dritten Quartal um gut elf Prozent auf 23,1 Milliarden Euro - ein "neues Rekordniveau".

Der Absatz schrumpfte jedoch deutlich - um 16 Prozent. Laut EY verkauften 13 Hersteller weniger Autos als im dritten Quartal des Vorjahres. Der Gesamtumsatz der 16 Top-Konzerne sank demnach um 1,6 Prozent auf 371 Milliarden Euro.

Die Halbleiterkrise beeinflusse den Absatz, nicht aber die Gewinnentwicklung der Konzerne", sagt EY-Experte Axel Preiss. "Das liegt wahrscheinlich an der zielgerichteten Produktion der Betriebe: Die verfügbaren Chips werden vorrangig in hochpreisige und margenstarke Fahrzeuge eingebaut." Da ferner die Nachfrage das Angebot bei weitem übersteige, seien "kaum Rabatte notwendig".

Die Preisdurchsetzung hält Preiss für "bemerkenswert", wie er betont. "So etwas hat die Autobranche schon länger nicht gesehen." Deshalb erwartet der Branchenexperte: "Auch wenn die Halbleiterkrise voraussichtlich Mitte 2022 beendet ist, dürften die Preise noch eine Weile oben bleiben."

Unsicherheitsfaktor Corona

Aus Sicht von Preiss kommt Feierlaune - ungeachtet der guten Gewinnentwicklung - trotzdem nicht auf: "Preissteigerungen und Materialengpässe sind mittlerweile bei allen Autokonzernen deutlich spürbar." Speziell die Zuliefererindustrie sei stark von der aktuellen Situation betroffen. Und das betreffe in weiterer Folge auch die Hersteller, die auf zahlungsfähige Zulieferer angewiesen seien. "Das vierte Quartal könnte noch deutlich stärkere Auswirkungen der Lieferengpässe mit sich bringen", warnt Press. "Weil nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern die Infektionszahlen wieder steigen und harte Gegenmaßnahmen mit sich bringen, könnte das erneut zu Produktionsausfällen und weiteren Problemen mit der Logistik führen."

Besonders schwierig sei die Lage in China, so Preiss. Dort schrumpfte der Absatz zuletzt um 26 Prozent. Ähnlich die Lage auch in Deutschland, wo Lieferengpässe die Exporte von Autos im dritten Quartal binnen Jahresfrist um 17,2 Prozent auf 23,1 Milliarden Euro einbrechen ließen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Die Importe fielen sogar um 29,8 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro.

Geht es vielen großen Autoherstellern mit Blick auf den Gewinn dennoch relativ gut, sind laut einer Studie der Firmenberater von PricewaterhouseCoopers (PwC) nur noch 24 Prozent ihrer Zulieferer finanziell solide aufgestellt. 42 Prozent dagegen seien "inzwischen in einer finanziell angespannten Lage", so PwC. Die Chipkrise bremse ihre Transformation zur Elektromobilität aus.

Überhöhte Lagerbestände

PwC hat 494 Zulieferer aus 35 Ländern unter die Lupe genommen. Im Sommer hätten Autobauer und Zulieferer noch von Nachholeffekten und der steigenden Nachfrage nach E-Autos profitiert, sagt PwC-Experte Thomas Steinberger. Inzwischen hätten die Autobauer aus Sorge um die Lieferketten ihre Bestellungen hochgefahren. "Diese werden aber aktuell nicht abgerufen, da die Autohersteller aufgrund des Chipmangels nur verzögert Fahrzeuge ausliefern können", so Steinberger. Jetzt kämpften Zulieferer mit überhöhten Lagerbeständen bei steigenden Rohstoff- und Energiepreisen, ihre wirtschaftliche Situation werde laufend schlechter.(kle)