In Zentral- und Osteuropa (CEE) hat es im Bankenbereich auch während der Coronakrise Bewegung gegeben. Laut einer Analyse der Raiffeisen Research gab es rege Übernahmeaktivitäten in der Region, seit dem Ausbruch der Pandemie wurden Transaktionen im Wert von mehr als 34 Milliarden Euro durchgeführt. Wichtigste Schauplätze waren dabei Südosteuropa gefolgt von Tschechien.

Am hungrigsten sei die ungarische OTP Bank gewesen, aber auch die heimische Raiffeisen Bank International (RBI) oder die belgische Bankengruppe KBC hätten Zukäufe getätigt. Grund für die Expansionsbestrebungen sei der Wunsch der Banken, das lokale Geschäft auszubauen - vor allem in Anbetracht des anhaltenden Wettbewerbsdrucks und um Kostensynergien nutzen zu können. Darüber hinaus sei das makroökonomische Umfeld in der Region weiterhin günstig. Auch die in einigen Ländern stattfindenden geldpolitischen Straffungen bewerten die Analysten positiv.

"Unserer Ansicht nach dürfte die Konsolidierungswelle in den nächsten Jahren anhalten, auch wenn man bei zweistelligen Renditeaussichten von allmählich steigenden Preis/Buchwertverhältnissen ausgehen kann," sagte Jovan Sikimic, Senior Equity Research Analyst der Raiffeisen.

Engagement trotz Pandemie gestiegen

Generell habe sich das Engagement westlicher Banken in der CEE-Region in den beiden Pandemie-Jahren 2020 und 2021 verstärkt, vor allem die Region Zentral und Südosteuropa (CE/SEE) gewinne an Attraktivität. Das liege unter anderem an der guten Rentabilität. "2021 sind zweistellige Eigenkapitalrenditen möglich. Das gilt für stabile mitteleuropäische Bankenmärkte wie Tschechien, Ungarn oder die Slowakei, aber auch für die Ukraine oder Russland. Solche Werte sind nur auf wenigen westeuropäischen Märkten denkbar", sagte RBI-Chef Johann Strobl laut Aussendung.

Für 2021 rechnen die Raiffeisen-Analysten mit einer Eigenkapitalrentabilität (Return on Equity/RoE) in der gesamtem CEE-Region von mindestens 15 Prozent. Zum Vergleich: In den Jahren der Finanzkrise 2008/2009 lag die RoE in CEE laut Raiffeisen Research bei 7 bis 9 Prozent.

Russland sei zwar nach wie vor der drittgrößte CEE-Markt für Banken aus westlichen Ländern, die Marktattraktivität für ausländische Banken dürfte im Vergleich zu früher aber gesunken sein. "Wir sehen, dass die gesamten Engagements internationaler Banken in Russland derzeit nur 9 Prozent aller westlichen Bankengagements in der weiteren CEE-Region ausmachen. Vor zwanzig Jahren lag dieses Verhältnis noch bei 30 Prozent und Anfang der 2010er-Jahre bei etwa 20 Prozent", sagte Gunter Deuber, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft, Zinsen und Währungen bei Raiffeisen Research.

Wachstum dynamischer als in Russland

Das hänge jedoch auch damit zusammen, dass die Marktposition westlicher Banken in Zentral- und Südosteuropa deutlich stärker und damit auch das Wachstum in diesen Ländern dynamischer gewesen sei als in Russland. "Westliche Banken sind in den letzten Jahren und insbesondere während der Corona-Krise in Zentral- und Südosteuropa viel stärker gewachsen als in Osteuropa oder Russland. Daher hat diese Region im Vergleich etwas an Bedeutung verloren", so Deuber.

Die Märkte in Zentraleuropa seien indessen die größten Gewinner im Hinblick auf Attraktivität für ausländische Banken. In den Portfolios großer internationaler Banken, die in CEE tätig sind, hätten die zentraleuropäischen Länder einen Anteil von nahezu 70 Prozent der Gesamtaktiva. Das entspreche einer Steigerung von rund 10 Prozentpunkten zu von vor zehn Jahren. Ungarn, Tschechien und die Slowakei würden mit guten Wachstumsperspektiven und einem besseren Umgang mit dem Niedrigzinsumfeld punkten, Polen habe dagegen nicht profitieren können. Hier seien die Engagements der westlichen Banken im wesentlichen unverändert.

In Zukunft werden sich die Banken in CEE wohl wieder auf steigende Zinsen und weniger politische Stimuli einstellen müssen, so die Analysten. Zweiteres könnte Probleme im Hinblick auf Kreditrisiken auslösen, vorerst bleibe der Druck aber noch gering. Darüber hinaus bleiben die Digitalisierung und zunehmende Regulierung im Hinblick auf Nachhaltigkeit (ESG/economic, social, governance) Herausforderungen für die Region. (apa)