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Ausverkauf der Funkmasten

Von Bernd Vasari

Wirtschaft

Alle Telekomkonzerne versilbern ihre Infrastruktur. Nur die A1 Telekom Austria nicht. Wie lange noch?


Weihnachten steht vor der Tür, das heißt: runter mit den Handytarifen. So sind es die Kunden gewohnt, so wird es von den Anbietern erwartet. Gleichzeitig soll das Netz mit der neuen Technologiegeneration 5G landesweit ausgebaut werden. Das kostet Geld. Viel Geld. Nur woher soll das ganze Geld kommen?

Fast alle Netzbetreiber verkauften einen großen Teil ihrer Funkmasten, um die Wünsche ihrer Kunden zu erfüllen. Fast alle, bis auf die A1 Telekom Austria. 7900 heimische Sendemasten besitzt der teilstaatliche Marktführer. Nun könnten auch sie versilbert werden. Das wäre jedenfalls im Sinne des Mehrheitseigentümers America Movil - der mexikanische Telekomriese hält 51 Prozent.

Dagegen stellt sich jedoch die staatseigene Holding Öbag. Sie hält 28,42 Prozent an der A1 Telekom Austria und hat daher eine Sperrminorität. Die Öbag möchte den Mehrheitseigentümer nun von einem anderen Geschäftsmodell überzeugen. Unter einer Bedingung.

Die Zusammenarbeit der beiden Hauptaktionäre ist in einem Syndikatsvertrag geregelt. Darin wurde festgehalten, dass der Hauptsitz des Unternehmens - auch für seine osteuropäischen Töchter - in Wien besteht. Die Öbag hat zudem ein Nominierungsrecht für den Generaldirektor der A1 Telekom Austria. Der Vertrag ist stets befristet, aktuell bis 2024. Die Öbag fordert nun eine Verlängerung bis 2033. Es ist die Voraussetzung für weitere Aktivitäten, etwa für eine mögliche Ausgliederung der Funkmasten.

Einfluss der Republik

In so einem Fall wäre laut Öbag die Trennung von passiver Infrastruktur (Funkmasten) vom Servicegeschäft vorstellbar. Seitens der Öbag gibt es jedoch eine klare Linie. Der Einfluss der Republik auf die passive Infrastruktur muss erhalten bleiben, ein Verkauf sei somit ausgeschlossen, sagt ein Öbag-Sprecher - auch in Hinblick auf den Betriebsrat, der einen Verkauf befürchtet.

Der Vorteil einer Ausgliederung der Funkmasten in eine eigene Gesellschaft wäre die höhere Nutzbarkeit. Mehrere Unternehmen könnten sie nutzen, heißt es vonseiten der Öbag. Die Unternehmen würden dafür eine Miete zahlen an den Eigentümer, also an die A1 Telekom Austria.

Ob der Vorschlag dem mexikanischen Mehrheitseigentümer weit genug geht? Ein Auslaufen des Syndikatsvertrages würde schließlich die Position der Öbag schwächen.

Vonseiten der A1 Telekom Austria will man auf Anfrage der "Wiener Zeitung" dazu keine Stellungnahme abgeben. Verwiesen wird auf die beiden Haupteigentümer.

Der Trend in der Telekom-Branche geht jedenfalls in eine eindeutige Richtung: Zuletzt verkaufte die Deutsche Telekom, Mutter der österreichischen Magenta, die Mehrheit ihrer Handymasten an die kanadische Brookfield Asset Management und die US-amerikanische Digital Bridge. Die Funkmasten, darunter 7000 in Österreich, wird die Deutsche Telekom nur mehr als Mieter nutzen. Mit den Einnahmen von rund 10,7 Milliarden Euro sollen unter anderem Schulden abgebaut werden.

Die Kassa klingelt

Auch Hutchison Drei verkaufte seine Masten (4470 davon in Österreich) - um zehn Milliarden Euro. Der Verkauf an die spanischen Mobilfunkbetreiber Cellnex Telecom ging bereits vor zwei Jahren über die Bühne. Der europaweit tätige Telekommunikationskonzern Telefonica verkaufte die meisten seiner Funktürme um 7,7 Milliarden Euro an die US-Firma American Tower.

Der britische Telekommunikationsriese Vodafone will ebenso - bis Mitte November - einen Käufer für einen Teil seiner Beteiligung an der Handymasten-Tochter Vantage Towers gefunden haben. Zu den aussichtsreichen Interessenten gehört ein Konsortium aus den Finanzinvestoren KKR und Global Infrastructure Partners (GIP).

"Funkmasten werden am Kapitalmarkt besonders geschätzt", sagt Wolfgang Feiel, Leiter der Rechts- und Kommunikationsabteilung der Rundfunk und Telekom Regulierungs Gmbh (RTR). Infrastruktur ohne Kunden werde von den Investoren besser bewertet als Infrastruktur mit Kunden. Bei den verkaufenden Telekom-Unternehmen klingelt im Gegenzug die Kassa: Finanzierung des 5G-Netzausbaus, Schulden abbauen, keine Wartungskosten. Klingt also nach einem guten Deal.

Doch die Sache hat einen Haken. In einer zunehmend digitalen Welt gehören Funkmasten zur wesentlichen kritischen Infrastruktur eines Landes, die immer häufiger Ziel von Hackerangriffen, Spionage, Datenraub ist. Wer sie also verkauft, verliert die Kontrolle.