Der deutsche Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grünen) rechnet in den nächsten Wochen mit einer Entschärfung der Handelsstreitigkeiten mit den USA. Federführung habe bei dem Thema aber die EU-Kommission: "Wir wollen gerne unterstützen." Es gehe darum, die problematischen Teile des US-Subventionspakets zu lösen, das Unternehmen bevorzugt, die in den USA produzieren.

Die EU befürchtet, dass dadurch europäische Unternehmen benachteiligt werden. Habeck wird dazu am Dienstag mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire in Washington Gespräche mit der US-Regierung führen und dabei unter anderem Finanzministerin Janet Yellen treffen. Beide hoffen auf mehr Ausnahmen zugunsten europäischer Firmen bei der Umsetzung des sogenannten Inflation Reduction Act, ein 370 Milliarden Dollar schweres Subventionspaket, mit dem die Regierung von US-Präsident Joe Biden klimafreundliche Technologien forcieren will.

Auftragsplus im Dezember

Zeitgleich lässt das Bundeswirtschaftsministerium mit dem größten Auftragsplus in der deutschen Industrie seit über einem Jahr aufhorchen. Grund dafür sei, dass sich die Nachfrage aus dem Inland und der Eurozone im Dezember verbessert habe. Die Bestellungen legten um 3,2 Prozent zum Vormonat zu, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 2,0 Prozent gerechnet. Im Vergleich zum Dezember 2021 lag das Auftragsniveau allerdings um 10,1 Prozent niedriger.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer zufolge ist das kräftige Auftragsplus im Dezember vor allem als Gegenbewegung zum Einbruch im November zu sehen. "Der Trend weist bei den Auftragseingängen weiter klar nach unten", warnte Krämer vor zu viel Optimismus. "Das dürfte in den kommenden Monaten zunehmend auf die bislang recht stabile Industrieproduktion durchschlagen." Der Schub durch das Abarbeiten der während der Pandemie liegengebliebenen Aufträge werde abnehmen. Dass die Lage schwierig ist, zeigt auch die Umsatzentwicklung: Die Einnahmen im Verarbeitenden Gewerbe fielen im Dezember preisbereinigt um 1,7 Prozent niedriger aus als im Vormonat, nachdem es im November noch zu einem Zuwachs von 2,5 Prozent gereicht hatte.

Exporteure optimistisch

Die Bestellungen aus dem Inland wuchsen im Dezember um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat und auch jene aus dem Ausland erhöhten sich um 1,2 Prozent. Während die Nachfrage aus der Eurozone um 9,8 Prozent zunahm, sank das Neugeschäft mit dem restlichen Ausland um 3,8 Prozent. Die Aufträge für Investitionsgüter wie Maschinen, Fahrzeuge und Anlagen stagnierten diesmal. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern gab es ein Plus von 9,7 Prozent, während die Bestellungen für Konsumgüter um 3,3 Prozent sanken. Allerdings blicken die Exporteure mittlerweile so positiv nach vorn wie seit einem Jahr nicht mehr. Das Barometer für die Exporterwartungen kletterte im Januar den vierten Monat in Folge: "Die deutschen Exporteure hoffen auf neuen Schwung zu Beginn des Jahres", fasste Ifo-Präsident Clemens Fuest die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Ein Grund dafür ist China: Der wichtigste deutsche Handelspartner hat seine Null-Covid-Politik beendet, was der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt neuen Schwung verleihen könnte. Davon dürfte auch die deutsche Industrie profitieren.(reu/red.)