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Benkos Deutschland-Debakel

Von Karl Leban

Wirtschaft

Für die Sanierung des Kaufhausriesen Galeria wird der Milliardär wohl auch eigenes Geld zuschießen müssen.


René Benko hat derzeit viel Ungemach am Hals - vor allem in Deutschland. Dort ist der österreichische Investor und Milliardär nach der neuerlichen Pleite der Kaufhauskette Galeria, die zu seiner Signa-Gruppe gehört, mit einer riesigen Baustelle konfrontiert. Ende Oktober hatte Galeria Karstadt Kaufhof, so der volle Firmenname, Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Dieses Verfahren läuft seit Anfang Februar nun offiziell. Damit steht Galeria vor einem größeren Umbau, um sich zu sanieren. Neben einer Straffung des Filialnetzes geht es da auch um viele Arbeitsplätze, die jetzt wackeln. In Summe beschäftigt Deutschlands größte Warenhauskette circa 17.400 Menschen.

Ein Restrukturierungskonzept gibt es zwar bereits. Es sieht vor, Galeria mit einem mehr auf lokale Bedürfnisse abgestimmten Sortiment sowie einer Verzahnung der Online- und Filialkaufmöglichkeiten neu zu positionieren. Noch ist allerdings unklar, wie das Filialnetz künftig aussehen soll. Jedenfalls soll es aber mehrere Interessenten und Bieter für einzelne oder eine Reihe von Standorten geben, mit denen Galeria noch in Gesprächen ist. Klarheit darüber, welche von den 131 Geschäftsstandorten abgegeben werden und bei wie vielen Filialen Galeria damit die Pforten schließt, wird nach Einschätzung von Insidern wohl nicht vor März herrschen.

Staatshilfe quasi verpufft

Das Unternehmen verfügt nach eigenen Angaben über Standorte in sehr guten Innenstadtlagen in relevanten deutschen Städten. Gerüchteweise ist zu hören, dass das Filialnetz am Ende um mindestens ein Drittel verkleinert werden könnte. Was in konkreten Zahlen bedeuten würde, dass unterm Strich mehr als 40 Standorte wegfallen.

Bereits nach der ersten Insolvenz vor knapp drei Jahren hatte der Kaufhausriese im Zuge seines damaligen Schutzschirmverfahrens rund 40 Filialen zugesperrt und rund 5.000 Arbeitsplätze abgebaut. Wobei der Konzern gleich zweimal - Anfang 2021 und Anfang 2022 - beim deutschen Staat vorstellig geworden war, um mit Hinweis auf die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie öffentliche Finanzhilfen in der Gesamthöhe von rund 680 Millionen Euro abzurufen.

Genutzt haben diese Gelder wenig, wie der nunmehrige zweite Bankrott zeigt. Die Hilfe des deutschen Steuerzahlers ist quasi verpufft. Den erneuten Rutsch in die Insolvenz begründete Galeria vor allem mit den ökonomischen Folgen des Ukraine-Krieges und der massiven Teuerung, die den Konzern bei seinen zunächst vielversprechenden Sanierungsbemühungen stark zurückgeworfen hätten.

Appelle an Benko

Noch im Herbst war davon die Rede, dass Galeria wohl ein drittes Mal um Staatshilfe ansuchen werde. Bisher freilich dürfte das aus Fusionen hervorgegangene Unternehmen, dessen Wurzeln bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreichen, auf einen weiteren Bittgang verzichtet haben. Vermutlich wäre diesmal auch nichts zu holen, da die deutsche Bundesregierung einen Großteil ihrer bisherigen Finanzspritzen in den Wind schreiben muss. Sicherheiten hatte sie sich nämlich nur für 180 Millionen Euro geben lassen.

Immer wieder hatte es in der deutschen Öffentlichkeit auch geheißen, dass René Benko als Galeria-Eigentümer finanziell in die Pflicht zu nehmen wäre, sein Unternehmen wieder flottzubekommen. So hatte etwa die Gewerkschaft Verdi dessen "Verantwortung für die Zukunft der Warenhäuser, für die Zukunft der Arbeitsplätze und damit für die Menschen bei Galeria" eingemahnt. Notwendig seien ein tragfähiges Konzept sowie entsprechende Investitionen, und dabei sei auch Benko mit seinem privaten Vermögen am Zug.

Korruptionsvorwürfe

Geld hat der 45-jährige Tiroler, der mit der Vermarktung von Immobilien reich geworden ist, jedenfalls genug. Medial kolportiert wird ein Vermögen von circa fünf Milliarden Euro, womit der Schulabbrecher aus Innsbruck als einer der reichsten Österreicher gilt. An seiner Signa-Holding hängen Firmen, die in den Branchen Immobilien, Einzelhandel und Medien tätig sind. Benkos Imperium, zu der zum Beispiel auch das Chrysler Building in New York und der österreichische Möbelhändler Kika-Leiner gehören, ist indes großteils fremdfinanziert. Wobei es ein streng gehütetes Geheimnis ist, woher dieses Geld kommt. Ob auch arabische Quellen im Spiel sind, wie da und dort bereits vermutet wurde, ist nicht belegt.

In seinem Heimatland Österreich ist der milliardenschwere Unternehmer politisch gut vernetzt. Seine Geschäftspraktiken sind allerdings umstritten. Vor diesem Hintergrund gerät Benko immer wieder ins Visier der heimischen Justiz.

Erst im vergangenen Herbst hatte es Hausdurchsuchungen bei der Signa-Gruppe gegeben. Die Wirtschaft- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt gegen Benko wegen Verdachts der Bestechung von Thomas Schmid, dem früheren Chef der Staatsholding Öbag. Schmid, gegen den ebenfalls ermittelt wird, behauptet, Benko habe ihm einen Job im Signa-Konzern angeboten, wenn Schmid im Gegenzug millionenschwere Steuerangelegenheiten für ihn "auf Schiene" bringe. Es gilt die Unschuldsvermutung, Benko bestreitet die Vorwürfe.