Die deutsche AUA-Muttergesellschaft Lufthansa hat nach den massiven Verlusten während der Coronapandemie im vergangenen Jahr wieder einen Gewinn eingeflogen. Das bereinigte Betriebsergebnis belief sich auf 1,5 Milliarden Euro, nach einem Defizit von 1,7 Milliarden Euro im Jahr zuvor, wie der Luftfahrt-Konzern am Freitag mitteilte.
Die starke Nachfrage nach Flügen von Reisenden und in der Luftfracht verschaffte der Airline 2022 mit 32,8 Milliarden Euro einen fast doppelt so hohen Erlös wie im Jahr zuvor. "Die Lufthansa ist zurück. In nur einem Jahr ist uns ein nie zuvor erreichter finanzieller Turnaround gelungen", erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr, dessen Vertrag in dieser Woche vorzeitig bis Ende 2028 verlängert worden ist. Die Nachfrage sei auch im laufenden Jahr ungebrochen hoch. Die Ticketpreise sollen weiter rund ein Fünftel über dem Vorkrisenniveau liegen.
Fracht fliegt besser als Passagier
Erneut war allerdings die Frachttochter Lufthansa-Cargo mit einem Rekordergebnis von 1,6 Milliarden Euro größte Gewinnquelle, während die Passagier-Airlines wegen des schwachen ersten Halbjahres noch 300 Millionen Euro Verlust einfuhren.
Auch schlugen hohe Kosten von 555 Millionen Euro zur Entschädigung von Kunden für Flugausfälle und -verspätungen im Sommer zu Buche, als es in der Luftfahrt wegen Personalmangels überall klemmte. Die Airlines der Gruppe - neben Lufthansa und dem Ferienflieger Eurowings die Schweizer Swiss, Austrian Airlines (AUA) und Brussels Airlines - beförderten 2022 insgesamt 102 Millionen Passagiere, mehr als doppelt so viele wie im Jahr davor. Swiss und AUA erzielten als erste wieder Gewinn. Auch unter dem Strich schaffte die im deutschen Aktienindex MDAX notierte Lufthansa schwarze Zahlen: Der Nettogewinn lag bei 791 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit 875 Mio. Euro gerechnet.
Im laufenden Jahr soll die Erholung zurück zum Vorkrisenniveau von 2019 weitergehen: Der bereinigte Betriebsgewinn soll deutlich steigen. Das Kapazitätsangebot bei den Passagierairlines soll auf 85 bis 90 Prozent gesteigert werden, von 72 Prozent im vergangenen Jahr. Ihre vergleichsweise vorsichtige Planung begründet die Lufthansa mit erwarteten weiteren Störungen im gesamten europäischen Luftfahrtbetrieb.
Aufatmen in der Branche
Auch die Konkurrenz gibt sich optimistisch: Die British-Airways-und Iberia-Mutter IAG nahm sich ein operatives Ergebnis von 1,8 bis 2,3 Milliarden Euro vor, nach 1,2 Mrd. Euro im abgelaufenen Jahr. Air France-KLM setzt auf eine weitere Erholung und will das Angebot an Sitzplätzen fast auf die Kapazität von 2019 hochfahren, nach 85 Prozent 2022. Europas größter Billigflieger Ryanair will heuer 168 Millionen Tickets verkaufen, deutlich mehr als vor der Pandemie.
Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo, die größte Gewinnquelle während der Coronakrise, sollen Umsatz und Ergebnis nach einer Sonderkonjunktur allerdings zurückgehen. Die Transportpreise in der Luftfahrt waren während der Coronapandemie stark gestiegen - im vergangenen Jahr waren sie mehr als doppelt so hoch wie 2019. Das kehrt sich mit der schwächeren Konjunktur und wieder wachsenden Frachtkapazitäten weltweit mittlerweile um. Die Frachtpreise sinken, nach Einschätzung der Lufthansa gibt es aber keinen Einbruch bis aufs Vorkrisenniveau.
Für künftige Krisen will sich die Lufthansa, die mit milliardenschwerer Staatshilfe während der Pandemie gestützt werden musste, besser wappnen. Die Liquidität soll auf einem Niveau von 8 bis 10 Milliarden Euro gehalten werden, mehr als doppelt so viel wie vor der Coronakrise. "Nur eine starke Bilanz verschafft uns die nötige Widerstandsfähigkeit, um in die Zukunft unseres Unternehmens zu investieren und künftige Krisen zu bewältigen", erklärte Finanzchef Remco Steenbergen. (APA/Reuters)