Nach der Pleite des US-Start-Up-Finanzierers Silicon Valley Bank (SVB) rutschen die großen US-Banken weiter ab. Die Anteilsscheine von JPMorgan, Wells Fargo, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America fallen im vorbörslichen US-Handel zwischen 1,3 und 6,4 Prozent. Bei kleineren Banken sind die Anleger zum Teil noch nervöser. Die Aktien der US-Privatbank First Republic Bank brechen vorbörslich um mehr als 70 Prozent ein. Die Nachricht über eine neue Finanzierung konnte die Anleger nicht beruhigen.

Die Regeln für US-Banken sollen nach dem Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) US-Präsident Joe Biden zufolge verschärft werden. Er wolle den Kongress und die Aufsichtsbehörden darum bitten, sagte Biden am Montag. Es müsse vermieden werden, dass so etwas noch einmal passiere. Die US-Regierung habe schnell reagiert. Deshalb sollten die Amerikaner darauf vertrauen, dass das US-Bankensystem sicher sei.

Auswirkungen auch in Wien

Die Wiener Börse ist am Montag vor dem Hintergrund der Turbulenzen um die SVB mit starken Verlusten in die Woche gestartet. Der ATX notierte gegen 12 Uhr mit einem Minus von 3,86 Prozent bei 3.312,67 Punkten. Zeitweise war der Index am Vormittag sogar um bis knapp über 5 Prozent eingebrochen. Belastet wurde der ATX vor allem von den Verlusten der schwer im Index gewichteten Bankaktien.

Diese zeigten sich zu Mittag tiefrot. So waren Bawag-Aktien mit einem Minus von 8,0 Prozent das klare Schlusslicht im prime market. Erste Group büßte 6,4 Prozent ein, Titel der Raiffeisen Bank International verloren 4,5 Prozent.

Auch an anderen Börsen erlitten Bankaktien schwere Verluste. So fanden sich im Euro-Stoxx-50 die Titel der Banco Santander, der UniCredit und der ING mit Verlusten zwischen 6 und 7 Prozent ganz unten.

Verhaltener Optimismus über Sicherung der Kundeneinlagen

Der Optimismus am Markt über die Sicherung der Kundeneinlagen bei der kollabierten Bank halte sich in Grenzen, schrieb der Marktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets am Montag. Die Risiken durch hohe Buchverluste in den Anleiheportfolios der Banken blieben bestehen und dürften die Börse noch eine ganze Weile beschäftigen. Für den Analysten Jochen Stanzl von CMC Markets wecke die Übernachtrettungsaktion für die SVB gar böse Erinnerungen an die Finanzkrise von 2008.

Die Analysten des Brokers IG sehen in der SVB das erste Opfer der rasanten Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation. "Die straffen Zinserhöhungen der Fed (US-Notenbank, Anm.) haben offenbar zu Stress in den US-Bankbilanzen geführt", schreiben auch die Commerzbank-Analysten. "Nach den Nahtod-Erfahrungen im Jahr 2008 haben die weltweiten Notenbanken aber gelernt und Vorkehrungen getroffen. Auch Finanzministerin Janet Yellen beruhigt die Märkte, dass das Bankensystem sicher sei", so der IG-Analyst Christian Henke.

Weitere Zinserhöhung in den USA vorerst vom Tisch

Eine weitere starke Zinserhöhung bei der nächsten US-Notenbanksitzung dürfte damit vorerst vom Tisch sein, so Henke. Für die Analysten der Commerzbank ist es angesichts der jüngsten Entwicklungen ebenfalls fraglich, ob die Fed in der kommenden Woche die Zinsen erneut um 50 Basispunkte erhöhen wird.

Auch abseits der Bankwerte gab es in Wien bei einigen Aktien starke Kursverluste. So büßten die Aktien des Ölfeldzulieferers FACC 5,3 Prozent ein. Verluste von zwischen 4 und 5 Prozent gab es für Lenzing, CA Immo, Agrana, Wienerberger und Schoeller-Bleckmann. Keine einzige Aktie im prime market notierte zu Mittag im Plus. (reuters, apa)