Werden wir in Zukunft mit Verbrennermotoren auf Basis von E-Fuels fahren oder doch E-Autos lenken? Während konservative Politiker das Verbrenner-Aus, das die Europäische Union eigentlich längst beschließen wollte, ausbremsen, hat die Autoindustrie mittlerweile massiv auf E-Mobilität gesetzt. Dafür wurden bereits entsprechende finanzielle Mittel in die Hand genommen.

Die EU-Abstimmung über das geplante Aus für neue Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2035 war vergangene Woche wegen Nachforderungen Deutschlands verschoben worden. Der deutsche Verkehrsminister Volker Wissing besteht nun darauf, die Nutzung von klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) zu ermöglichen. "Es geht auch um die Frage, behalten wir das Know-how über eine Technologie in Deutschland, die wir heute mit am besten beherrschen in der Welt. Oder brechen wir die Entwicklung dieser Technologie einfach ab", argumentiert der FDP-Politiker mit deutlichem Fokus auf nationale Interessen.

Zweigleisig fahren ist teurer

Widerspruch kommt daraufhin vom französischen Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. "Wir hinken China beim E-Auto fünf bis zehn Jahre hinterher." Es müsse investiert werden, um diesen Rückstand aufzuholen, sagt er am Montag dem Sender France Info. Er könne den großen Autoherstellern in Frankreich, Stellantis und Renault, die bereits große Anstrengungen unternommen hätten, nicht sagen, sie müssten auf E-Mobilität umstellen und dann erklären, man halte dennoch ein bisschen an der Verbrennertechnik fest, so Le Maire. Die Autoindustrie brauche Planungssicherheit für die Elektromobilität, um ihre Investitionen darauf ausrichten zu können, stimmte ihm die deutsche Wirtschaftsweise Monika Schnitzer zu. "Weiter alle möglichen Wege offen halten zu wollen heißt im Klartext, weiter keine Lösung des Koordinationsproblems zu haben: ohne ausreichende Ladeinfrastruktur nicht genügend Nachfrage für Elektroautos und ohne Elektroautos nicht genügend Investition in Ladeinfrastruktur. Da hilft eine klare Ansage der EU", so die Ökonomin.

Schnitzer betonte, dass man für die Produktion von E-Fuels "die fünffache Menge an Energie wie für Batterieantrieb" brauche. "E-Fuels werden wir dringend für Flugzeuge und Schiffe brauchen, wo man keine Batterien einsetzen kann. Wir haben aber auf absehbare Zeit nicht genügend erneuerbare Energie, um beliebig viel grünen Strom für die Herstellung von E-Fuels aufzuwenden, sodass es auch noch für Autos reicht", argumentierte sie.

Technologiefreiheit

Während sich Frankreich und Deutschland wirtschaftspolitisch in die Haare geraten, haben sich die Autoerzeuger in Position gebracht. "Es gibt keinen Konflikt zwischen dem Hochlauf der Elektromobilität und E-Fuels", meinte etwa Porsche-Chef Oliver Blume. Sowohl für den Fahrzeugbestand als auch für künftige Nischenprodukte wäre synthetischer Kraftstoff, der in Europa auch über 2035 hinaus freigegeben wäre, eine Möglichkeit, CO2-Emissionen fast komplett zu reduzieren. Der Branchenverband europäischer Autohersteller Acea, der unter anderem VW, Mercedes-Benz und BWM vertritt, hatte sich zuletzt gegen ein Verbrenner-Verbot und für Technologiefreiheit in der EU ausgesprochen. Hersteller wie Audi, Fiat, Opel und Citroën haben indessen längst die Weichen Richtung E-Autos gestellt. Sogar Mercedes setzt ab 2030 in der EU nur mehr auf Elektro-Antriebe.

Auch in Österreich gehen seit vergangener Woche die politischen Wogen rund um die Zukunft der Mobilität hoch. So hatte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) in seiner Parteirede zuletzt das Verbrenner-Aus in Frage gestellt. Prompt kam daraufhin die Reaktion von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne): "Ideologisches Festhalten am Verbrenner und ein bisschen Technologie werden das Klima nicht retten", richtete sie dem Koalitionspartner aus.(apa/mojo)