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US-Regionalbank First Republic sucht Ausweg aus der Krise

Wirtschaft

Versuche, sich eine zusätzliche Finanzspritze zu sichern, sind gescheitert.


Nachdem sich die Wogen rund um den Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) etwas geglättet haben, sucht das jüngste Sorgenkind im US-Bankensektor, die First Republic Bank, einen Ausweg aus der Krise. Versuche, sich eine zusätzliche Finanzspritze zu sichern, sind am Dienstag gescheitert. Kreditinstitute und Finanzinvestoren scheuen sich vor einem Einstieg aus Angst vor Verlusten.

Die angeschlagene Regionalbank prüft Insidern zufolge eine Schrumpfkur, sollte sie kein frisches Kapital auftreiben können. Der Verkauf von Unternehmensanteilen wie auch von Krediten wären mögliche Schritte.

Riesengroße Finanzlücke

Die Bank weist aktuell einen hohen negativen Buchwert aus: Analystenschätzungen zufolge liegt die Lücke zwischen Verbindlichkeiten und Vermögenswerten zwischen 9,4 und 13,5 Milliarden Dollar. Bei einer möglichen Intervention wird einem Bericht zufolge auch eine staatliche Unterstützung geprüft. Demnach könnte die US-Regierung unter anderem eine Rolle bei der Auslagerung von Vermögenswerten spielen, berichtete die Agentur "Bloomberg" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Zu den weiteren Optionen gehörten das Angebot eines Haftungsschutzes, eine flexiblere Anwendung der Kapitalregeln oder eine Lockerung der Beschränkungen für Eigentumsanteile.

First Republic, deren Aktien in den vergangenen zwei Wochen um 80 Prozent einbrachen, lehnte eine Stellungnahme zunächst ab. Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank waren große US-Geldhäuser - darunter JP Morgan Chase, Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley - der First Republic mit 30 Milliarden Dollar zu Hilfe geeilt.

Das Geldinstitut hat seinen Sitz in San Francisco, ist aber auch mit Filialen in anderen Bundesstaaten wie New York vertreten. Die Bank ist vor allem auf die wohlhabende Klientel fokussiert. Auch bei ihr waren zuletzt Sorgen aufgekommen, dass die Einlagen nicht ausreichend abgesichert sind. Die Ratingagenturen S&P und Fitch hatten ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit der First Republic Bank zuletzt auf Junk-Status gesetzt.

Die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte Silicon Valley Bank war nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Kunden des 1983 gegründeten Instituts hatten im Zuge von Liquiditätssorgen in großem Stil Gelder abgezogen.

In Europa "keine Probleme"

Der Kollaps einiger US-Regionalbanken und der Notverkauf der Schweizer Großbank Credit Suisse hat Sorgen geschürt, die dadurch ausgelösten Turbulenzen an den Finanzmärkten könnten zu einer neuen Bankenkrise führen. Diese Sorgen sind nach Einschätzung von Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch unbegründet. Die europäische Bankenbranche sei weiterhin stabil, sagte er. "Wir haben die Daten in alle Richtungen ausgequetscht, und ehrlich gesagt, wir sehen keine Probleme," sagte Wunsch am Mittwoch auf der Konferenz "The ECB and its Watchers" in Frankfurt. Selbst wenn Banken alle ihre Verpflichtungen verkaufen und Verluste buchen müssten, hätten sie immer noch genügend Kapital. "Daher sind wir in einer ganz anderen Situation", sagte Wunsch.

Auch der Chef der Deutschen Bundesbank, Joachim Nagel, sieht keine neue Finanzkrise heraufziehen und spricht sich wegen der stark steigenden Preise für eine weitere Erhöhung der Zinsen in der Eurozone aus. (red)