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Grünes Licht für Verbrenner-Verbot

Wirtschaft
Im Sinne einer klimafreundlicheren Mobilität gibt es für manche Verbrenner keine Zukunft.
© stock.adobe.com / Joachim B. Albers

EU-Länder einigen sich endgültig auf Aus für benzin- und dieselbetriebene Autos ab 2035.


Neuwagen mit Verbrenner-Motoren sind in der EU ab 2035 Geschichte. Zumindest jene, die mit Diesel oder Benzin betrieben werden. Die Energieminister der 27 EU-Länder segneten am Dienstag nach wochenlanger Verzögerung das weitgehende Aus für Neuzulassungen von Autos mit Verbrennungsmotoren ab, die nicht mit klimaneutralen synthetischen Kraftstoffen fahren. Für diese auch als E-Fuels bezeichneten Treibstoffe erwirkte Deutschland eine umstrittene Ausnahme. So sollen theoretisch auch nach 2035 noch Autos mit Verbrennungsmotor zugelassen werden können.

E-Fuels können mittels Strom aus Wasser und aus der Luft entnommenem Kohlendioxid hergestellt werden. Sie setzen damit anders als Benzin oder Diesel keine zusätzlichen klimaschädlichen Gase frei. Vorausgesetzt, für deren Produktion wird ausschließlich grüner Strom verwendet. Laut dem deutschen Umweltbundesamt und Adac gelten E-Fuels jedoch als "hochgradig ineffizient". Für dieselbe Fahrleistung bedarf es im Vergleich zu einem Elektrowagen der rund drei- bis sechsfachen Menge an Strom. Deshalb und aufgrund drohender Verfügbarkeitsengpässe lägen mögliche Einsatzgebiete viel mehr in der Schiff- und Luftfahrt.

Elektroautos bessere Lösung für Individualmobilität

Der jüngste Kompromiss mit Deutschland sieht vor, dass künftig eine eigene E-Fuels-Typenklasse für Autos geschaffen wird. Dafür wurde ein Verfahren vereinbart, das aber noch ausgearbeitet werden soll. Dabei soll die EU-Kommission festlegen, wie E-Fuels-Autos zu den Klimazielen beitragen. Die technischen Lösungen müssen aus der Autoindustrie kommen. Porsche und Ferrari gehören zu den wenigen Branchenvertretern, die eine Ausnahme für mit E-Fuels betriebene Verbrenner-Motoren fordern. Andere Autohersteller wie Volkswagen, Mercedes-Benz und Ford setzen auf batterieelektrische Fahrzeuge und wie BMW zudem auf Brennstoffzellenautos. Sie hatten die EU-Länder aufgefordert, das Ausstiegsdatum 2035 nicht zu verschieben.

Die Autoindustrie habe bereits entschieden, dass die E-Mobilität für den Individualverkehr die effizientere Lösung sei, sagt auch Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne). Gleichzeitig begrüßt sie aber wie ihre deutsche Amtskollegin Steffi Lemke die Einigung der 27 EU-Länder. Lediglich Polen stimmte gegen das Aus, nannte es unrealistisch und fürchtet künftig steigende Preise für Fahrzeuge. Bulgarien, Italien und Rumänien enthielten sich der Stimme. Rom wollte eigentlich noch eine Ausnahme für Biosprit durchsetzen. Laut dem italienischen Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin widerspricht die Entscheidung "dem Grundsatz der Technologieoffenheit, für die sich Italien immer eingesetzt hat".

Ausbau grüner Lade- und Tankstellen

Bereits ab 2030 müssen Autos einen 55 Prozent niedrigeren CO2-Ausstoß aufweisen. Um den sukzessiven Ausbau der CO2-neutralen Mobilität zu sichern, erzielten Rat und Parlament am Montag eine vorläufige Einigung über den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos und Tankstellen für alternative Treibstoffe. Der schwedische Infrastrukturminister Andreas Carlson sprach von einem klaren Signal, dass benutzerfreundliche Infrastruktur in der gesamten EU eingerichtet würde.

Ziel ist laut Carlson ein Ausbau der Kapazitäten entlang von Autobahnen und in Städten. An Hauptverkehrskorridoren sollen bis 2026 etwa alle 60 Kilometer Ladestationen mit einer Leistung von 400 Kilowatt errichtet werden. Für Busse und Lkw soll alle 120 Kilometer eine Ladestelle bereitstehen. Bis 2031 soll zudem alle 200 Kilometer eine Wasserstofftankstelle in Betrieb genommen werden. "Die Bürger werden keinen Grund mehr haben, sich Sorgen wegen der Suche nach Lade- und Tankstellen für ihr Elektro- und Brennstoffzellenauto zu machen", so der Minister aus Schweden, das zurzeit die Ratspräsidentschaft innehat. (red)