Mit einer Entschuldigung des Verwaltungsratspräsidenten hat am Dienstag die letzte Generalversammlung der in Schieflage geratenen Credit Suisse (CS) begonnen. "Wir wollten das Steuer mit aller Kraft zum Guten wenden", beteuerte Axel Lehmann vor den Aktionären. "Dass die Zeit dafür nicht da war, und dass nach dieser fatalen Woche im März unsere Pläne durchkreuzt wurden, das schmerzt mich und tut mir aufrichtig leid."

"Dass wir den über Jahre hinweg angestauten Vertrauensverlust nicht mehr aufhalten konnten, dass wir Sie alle enttäuscht haben, dafür bitte ich um Entschuldigung", sagte der Credit-Suisse-Präsident. Die Schweizer Regierung hatte Mitte März eine Not-Übernahme der Credit Suisse durch die Rivalin UBS orchestriert, nachdem ein Bankensturm das 167-jährige Institut an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gebracht hatte.

"Ich glaubte bis zum Beginn der fatalen Woche an einen erfolgreichen Turnaround", erklärte Lehmann weiter. Doch Zinsanstiege, Inflation und der Vertrauensverlust hätten zusammen mit den Problemen amerikanischen Banken einen Flächenbrand ausgelöst. "Die Bank war nicht mehr zu retten." Es war das erste Mal, dass Präsident Lehmann und Konzernchef Ulrich Körner seit der Übernahme öffentlich zu den Aktionären sprachen.

Massiver Verlust im Vorjahr

Dass es mit der traditionsreichen Bank überhaupt so weit kommen konnte, geht auf lange Reihe von Skandalen und Fehlschlägen zurück, die die Credit Suisse zum Sorgenkind Nummer eins der europäischen Banken machten. Alleine im letzten Geschäftsjahr fuhr die Bank einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (rund 7,3 Milliarden Euro) ein. Der Schweizer Stimmrechtsberater Ethos erklärte, es habe nicht verhindert werden können, "dass ein Flaggschiff der Schweizer Wirtschaft aufgrund der Gier und Inkompetenz seiner Manager verschwindet." Die Aktionäre hätten enorm viel Geld verloren und Tausende von Arbeitsplätzen stünden auf dem Spiel.

Die Generalversammlung 2023 markiert das schmachvolle Ende der Bank, die vom Unternehmer Alfred Escher gegründet wurde, um den Aufbau des Schweizer Eisenbahnnetzes und den Tunnel durch den Gotthard zu finanzieren. Vor der Veranstaltungshalle versammelten sich Demonstranten, die ein gekentertes Boot aufstellten, um den Untergang der Bank darzustellen. Fünf langjährige Verwaltungsratsmitglieder, deren Wiederwahl der einflussreiche norwegische Staatsfonds abgelehnt hatte, zogen sich kurzfristig zurück.

Körner erklärte, die Ankündigung der Übernahme durch die UBS für 3 Milliarden Franken habe sofort Stabilität geschaffen und erlaube nun einen geordneten Übergang. Er werde "alles daran setzen, dass dieser Zusammenschluss abgeschlossen und das großartige Potenzial der beiden Banken voll und ganz umgesetzt wird." Bei der Ankündigung des Deals hatte die UBS einen Abschluss des Deals innerhalb einiger Wochen oder weniger Monate in Aussicht gestellt. (reuters)