Nur wenige Wochen nach dem endgültigen Aus für Neuzulassungen von Autos mit Diesel- und Benzinmotoren ab 2035 in der Europäischen Union zeichnen sich nun auch am anderen Ende des Atlantischen Ozeans härtere Zeiten für Verbrenner ab. Die US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) will Insidern zufolge möglicherweise bereits in der kommenden Woche deutlich schärfere Emissionsgrenzen für Benziner in den Vereinigten Staaten vorschlagen. Wie Reuters erfahren haben soll, dürften die Modelljahre 2027 bis 2032 betroffen sein. In den kommenden Wochen soll die für die Verkehrssicherheit zuständige US-Behörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) ihrerseits Vorschläge für Obergrenzen beim Verbrauch vorlegen.
Umweltgruppen und einige Autobauer gehen davon aus, dass als Folge der Emissionsbegrenzung bis 2030 die Hälfte der US-Fahrzeuge Elektro- oder Hybridmodelle sein könnten. Das würde sich mit den Zielen decken, die US-Präsident Joe Biden 2021 ausgerufen hatte.
Während benzinbetriebene Automobile 2020 noch nahezu 90 Prozent des Absatzes ausmachten, prognostiziert das Beratungsunternehmen Boston Consulting Group für das Jahr 2035 eine klare Dominanz von Elektro- und Hybridfahrzeugen bei Neuzulassungen. Anders als in der EU, hat sich die Regierung in Washington jedoch noch nicht auf ein allgemeines Aus für den Verbrenner ab 2035 geeinigt. Ab dann könnte es ein solches aber im bevölkerungsreichsten Bundesstaat und somit größten Automarkt Kalifornien geben. So zumindest die Pläne. Weitere Staaten könnten noch folgen.
Eine Frage der Zeit
Dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren langfristig keine Zukunft haben, dürfte auch beim Gros der Automobilhersteller angekommen sein. Der Branchenverband Alliance for Automotive Innovation (AFAI) erklärte am Donnerstag, die Autobauer unterstützten den Übergang von Verbrennermotoren zu E-Fahrzeugen. "Die Frage ist nicht, ob es machbar ist, sondern wie schnell es machbar ist", hieß es seitens der Gruppe, der nahezu alle größeren Hersteller angehören - darunter Volkswagen, Toyota, Ford und Stellantis. Elektrofahrzeuge machten 2022 in den USA sieben Prozent der Neuzulassungen leichter Nutzfahrzeuge aus, die meisten davon entfielen auf Kalifornien. Gleichzeitig moniert der Lobbyverband aber, dass der Ausbau der Ladeinfrastruktur nicht mit den Verkäufen Schritt halte.
Zudem äußert die Branche Bedenken, wonach die geplanten Verschärfungen des Abgasausstoßes für Verbrenner die Hersteller zu umfangreichen Ausgaben für effizientere und schadstoffärmere Modelle zwingen könnten. "Jeder Dollar, der in die Technologie der Verbrennungsmotoren investiert wird, ist ein Dollar, der nicht für die kohlenstofffreie Technologie ausgegeben wird", hieß es von der AFAI. Umweltgruppen argumentieren hingegen, eine Begrenzung der Emissionen bei Verbrennermotoren sei sinnvoll, da mit Benzin und Diesel betriebene Fahrzeuge noch Jahrzehnte im Umlauf sein würden, selbst wenn Neuzulassungen irgendwann ausblieben.
Umrüsten bereits im Gang
Während reine Elektrowagenhersteller wie Tesla längst auf eine striktere Gesetzgebung für CO2- emittierende Fahrzeuge pocht, stecken sich mittlerweile auch nahezu alle großen konventionellen Autoproduzenten konkrete Zeitpläne für einen Verbrenner-Ausstieg oder zumindest für die Umrüstung auf elektrisch betriebene Fahrzeuge. Der viertgrößte Automobilhersteller Stellantis - Dachmarke von Peugeot, Fiat, Maserati oder den US-amerikanischen Produzenten Jeep und Chrysler- hat angekündigt, seine Emissionen bis 2030 zu halbieren. 50 Prozent der Autoverkäufe sollen Ende des Jahrzehnts Elektrowagen ausmachen. Der Fahrzeughersteller General Motors mit Sitz in Michigan, dem Zentrum der US-Automobilindustrie, will bis 2035 aus dem benzinbetriebenen Geschäft aussteigen.
Der ebenfalls in Michigan beheimatete Automobilriese Ford hat nunmehr seit etwas mehr als einem Jahr eine eigene, von der Verbrenner-Einheit unabhängige Elektrowagen-Sparte. Bis Ende 2023 hatte man ursprünglich angekündigt, jährlich 600.000 elektrisch betriebene Fahrzeuge vom Band laufen lassen zu wollen. Bis 2026 will Ford weltweit mehr als zwei Millionen E-Fahrzeuge pro Jahr verkaufen. (jm/reuters)