Sein bisheriges Meisterstück plant der Privatisierer Peter Goldscheider - hier auf einem der wenigen Bilder, die es von ihm gibt - für die Ukraine. Foto: WirtschaftsBlatt
Sein bisheriges Meisterstück plant der Privatisierer Peter Goldscheider - hier auf einem der wenigen Bilder, die es von ihm gibt - für die Ukraine. Foto: WirtschaftsBlatt

Dass es um die Firma mit rund 80.000 Mitarbeitern kein riesiges Griss gab, lag primär an den Auktionsregeln, die etliche russische Top-Konkurrenten, etwa Vimpelcom, ebenso ausschlossen wie staatliche Riesen wie France Telecom oder die Deutsche Telekom. Im vergangenen Jahr sprangen letztlich fünf Bieter wieder ab.

Der Wiener Finanzinvestor, der ursprünglich mit der Käufersuche beauftragt worden war, will nunmehr über seine Tochterfirma EPIC Services Ukraine (ESU) rund 93 Prozent der Anteile am Staatsbetrieb übernehmen (siehe Kasten). Der Mega-Deal dürfte in etwa eine Milliarde Euro kosten. Das hartnäckige Gerücht, dass die ESU lediglich als Strohmann, etwa für einen Oligarchen, agieren könnte, bezeichnet EPIC-Boss Peter Goldscheider als "völligen Unsinn". Wenn alles gut geht, sollen Ende März die Verträge unterzeichnet werden. Dann ist 60 Tage Zeit, um die nicht gerade unbeträchtliche Kaufsumme zu überweisen, die von ukrainischen Banken aufgestellt werden soll - möglicher Weise auch von einer dort engagierten Tochter österreichischer Provenienz.

Einem staunenden EPIC-Mitbewerber entlockt der geplante Coup lediglich den Kommentar "Eine absolute Harakiri-Aktion - viel Glück". Goldscheider indes bleibt gelassen: "Wir kaufen das nicht, um für alle Ewigkeit Eigentümer zu bleiben". In vier bis fünf Jahren soll der bis dahin sanierte Dinosaurier entweder an die Börse gehen oder an einen strategischen Investor weitergereicht werden. Ob dieser unter Umständen letztlich Telekom Austria heißen könnte, wagt momentan niemand zu beurteilen.

Die Wiener EPIC-Gruppe hat jedenfalls schon reichlich Erfahrung mit spektakulären Transaktionen: Sie ist beispielsweise seit 1994 in der Ukraine tätig, wo sie sich frühzeitig einen 49 Prozent-Anteil an der dortigen Investmentbank Kinto gesichert hat. Außerdem besitzt sie in Kiew seit fast fünf Jahren die ESU mit 300 Mitarbeitern, die als Mobilfunk-Betreiber u.a. Sendemasten aufstellt sowie im Internet-Business tätig ist. So wie in der Ukraine heimste sie mit diversen Partnern auch in anderen Ländern bei der so genannten Kupon-Privatisierung beachtliche Erfolge ein - in Kroatien etwa machte sie fünf Jahre lang mit dem aus Ungarn stammenden US-Investor George Soros gemeinsame Sache.

Privatisierungenam laufenden Band

"Wir sind in diesem großen Transformationsprozess Privatisierungspioniere geworden", sagt Goldscheider. Seit langem arbeitet seine Gruppe mit staatlichen Privatisierungsagenturen im Osten zusammen, sucht private Investoren und wickelt die Verkaufsprozesse ab. Als Schwerpunkte haben sich im Laufe der Zeit die Bereiche Telekommunikation & IT, Energie und der Finanzsektor herauskristallisiert, aber auch in der Bau-, der Schwer-, der Brau- sowie der pharmazeutischen Industrie war die EPIC bereits tätig.

In rund zwei Jahrzehnten kamen laut Goldscheider "ein paar hundert Mergers & Acquisitions-Transaktionen" zusammen. Davon spielten sich etliche in Österreich ab: Die EPIC, die heute allein im Beratungsbereich 200 Mitarbeiter in neun Außenstellen zwischen Moskau und Limassol beschäftigt, stand beispielsweise im Jahr 2006 der spanischen FCC Construccion beim Kauf der Alpine Mayreder sowie beim Erwerb der A.S.A. Abfall Service AG zur Seite.

Das Gros der Aufträge wurde allerdings in den umgebenden Staaten und Südosteuropa abgewickelt - und die Bandbreite war beachtlich: Die EPIC war u.a. beim Verkauf einer Telekom-Firma in Skopje an Telekom Slovenije beratend tätig, verkaufte ein polnisches Kraftwerk an eine französisch-deutsche Gruppe oder unterstützte den deutschen Energieriesen EnBW bei einer Akquisition in Tschechien. Bisweilen ging naturgemäß auch etwas schief: Nach 18 Monaten Vorbereitung scheiterte etwa 2002 ein Fünf-Milliarden-Deal in Prag an politischen Widerständen. Goldscheider: "Der größte Flop meines Lebens".

Die bisher relativ unauffällige Firma arbeitet - bereits seit 1994 in Kiew - seit einigen Jahren auch in Budapest und Sofia mit strategischen Partnern zusammen und weitete ihren Aktionsradius zuletzt merklich aus, etwa 2005 in Dubai. Vor drei Jahren gründete sie eine Repräsentanz in Sarajevo, vor zwei wurde in der Volksrepublik ein Partner - die ARC China - gefunden, und erst im vergangenen Jahr schmiedete sie mit dem türkischen Investmenthaus Crescent Capital eine weitere Allianz. Die EPIC wurde allerdings auch in mehreren Ländern aktiv, wo sie keine eigene Repräsentanz hat, am frühesten in Slowenien und Rumänien, aber auch in der Republik Moldau, Usbekistan, Tadschikistan oder im Kosovo. Sie stand obendrein schon den Regierungen in Montenegro oder Serbien beratend zur Seite.

Viele Firmen wurdenwieder weiterverkauft

Die drei EPIC-Eigentümer- Goldscheiders Partner sind der frühere Länderbank-Mann Gustav Wurmböck und der gelernte Wirtschaftsprüfer Franz Lanschützer - haben aber auch selbst immer wieder Unternehmen aufgekauft, saniert und wieder abgegeben. In Tschechien etwa die Brauerei Starobrno oder die Baufirma Subterra. In Rumänien besaßen sie zeitweilig die größte Kabel-TV-Gesellschaft RCS, in der Slowakei mit Prespor den größten Baustoffhändler des Landes. Seit 2005 -und noch immer - in ihrem Besitz befindet sich hingegen die kroatische Hotelgruppe Valamar Group, die 3000 Mitarbeiter beschäftigt und 40 Häuser mit 16.000 Betten an der adriatischen Küste betreibt. Obendrein ist das Berater-Trio an der Wiener Handy-Werbefirma "Out There Media" (OTM) beteiligt. Nicht zuletzt mischt die EPIC auch gerne bei Immobiliendeals, etwa in Prag, Bratislava oder Zagreb, mit.