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Banken-Stresstest: EU-Aufseher verteilen die Zeugnisse

Von Karl Leban

Wirtschaft

Wer durchgefallen ist, muss frisches Kapital auftreiben.
| Raiffeisen und Erste dürften Test bestanden haben.


London/Wien. Viele Blicke werden am heutigen Abend nach London gerichtet sein. Denn dort hat die neue EU-Bankenaufsicht ihren Sitz - und die verteilt nach ihrem europaweit durchgeführten Banken-Stresstest nun die Zeugnisse. Insgesamt 91 Finanzhäuser, die größten in Europa, mussten sich in Sachen Krisenresistenz einem Check unterziehen.

Konkret haben die Aufseher geprüft, ob die Banken für den Fall einer zweijährigen Rezession, einer Immobilienkrise sowie hoher Abschreibungen auf Staatsanleihen ausreichend Eigenkapital haben, ohne gefährlich ins Schleudern zu geraten. Als Gradmesser wurde bei der heurigen Belastungsprobe die harte Kernkapitalquote (Core Tier-1) herangezogen. In den simulierten Krisenszenarien durfte sie - bezogen auf die Risiken in den Büchern - nicht unter fünf Prozent fallen.

Zumindest nach Darstellung der Aufsicht war der Stresstest heuer somit deutlich strenger als im Vorjahr. Trotzdem kritisieren Investoren dessen Glaubwürdigkeit, zumal die Frage einer Staatspleite in der Eurozone wie schon 2010 ausgeklammert wurde. Doch das hat politische Gründe: Für die Europäische Union ist der Bankrott eines Eurolandes schlichtweg tabu.

Darüber, wie viele Banken den Test der European Banking Authority (EBA) nicht bestanden haben, gab es zuletzt heftige Spekulationen. Die Rede war von bis zu 15 Instituten. Das wären etwa doppelt so viele wie im Vorjahr, als nur sieben von 91 Instituten ein "Nicht genügend" verpasst bekamen.

Zitterpartie um ÖVAG

Ebenfalls eine Neuerung in diesem Jahr: Wer beim Test durchgefallen ist oder ihn nur knapp bestanden hat, muss seinen Kapitalpolster auffüllen - zur Not auch mit staatlicher Hilfe. Die Erkenntnisse aus dem Härtetest sollen jedenfalls helfen, für stabile Verhältnisse im europäischen Bankensektor zu sorgen. Deshalb stehen die EU-Finanzminister auch bereits Gewehr bei Fuß, um Schwachstellen bei systemrelevanten Instituten rasch zu beseitigen.

Auf österreichischer Seite mussten sich Erste Group und Raiffeisen Bank International (RBI) dem überregionalen Test stellen - und erstmals auch die Volksbanken-AG (ÖVAG). Fachleute gehen davon aus, dass Erste und RBI ihn problemlos bestanden haben (wenngleich ohne im Spitzenfeld gelandet zu sein). Die ÖVAG, die ihre Restrukturierung nach der Finanzkrise noch nicht ganz abgeschlossen hat, galt hingegen von Anfang an als Wackelkandidat. Sollte das Institut den Test geschafft haben, dann nur knapp, sagen Experten. Sie schließen aber auch nicht aus, dass die Bank durchgefallen sein könnte.

Bei der ÖVAG selbst ist man auf ein schlechtes Ergebnis offenbar schon vorbereitet. "Wir wissen, dass wir noch keine Weltmeister sind", so ein Sprecher zur "Wiener Zeitung". "Für uns ist der Stresstest zu früh gekommen." Denn derzeit sei man noch damit beschäftigt, eine Reihe kapitalstärkender Maßnahmen umzusetzen - etwa den Verkauf der Volksbank International und des RZB-Anteils.

Etliche "Durchfaller"

Die Bank Austria ist über ihre italienische Mutter Unicredit "abgeklopft" worden. Alle fünf Banken aus Italien sollen den Test bestanden haben. Durchgerasselt sein sollen jedoch sechs spanische Sparkassen, auch griechische Banken sowie zwei irische und zwei zypriotische. Ebenfalls schlecht abgeschnitten haben dürften auf deutscher Seite mehrere Landesbanken.