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Aber wenn auch China spart...

Von Helmut Dité

Wirtschaft
Keine Umbauten konventioneller Modelle, sondern völlig neu entwickelt und „revolutionär” sind die E-Autos i3 (r.) und i8. BMW forciert dabei zur Gewichtsersparnis massiv den Einsatz von Kohlefaser-Werkstoffen.
© © ka.plewka

BMW-Gewinn mehr als verdoppelt. | Audi und Daimler auch auf Rekordkurs.


München/Stuttgart/Ingolstadt. BMW fährt den Rivalen von Daimler und Audi mit Vollgas davon. Auch im zweiten Quartal des Jahres verbuchte der Münchner Autobauer Rekorde bei Umsatz, Gewinn und Absatz. „Das erste Halbjahr war das bisher beste in der Unternehmensgeschichte”, sagte Konzernchef Norbert Reithofer am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen in München. Dank der ungebrochenen Nachfrage nach teuren und großen Autos verdiente BMW zwischen April und Juni unter dem Strich rund 1,8 Milliarden Euro - mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr.

Im ersten Halbjahr summiert sich der Gewinn auf mehr als 3 Milliarden Euro - 2010 waren es erst 1,16 Milliarden. „Wir sind auf einem guten Weg, auch 2011 der weltweit führende Premiumhersteller zu bleiben”, sagte Reithofer. Das hohe Tempo der ersten Jahreshälfte werde sich in den kommenden Monaten allerdings nicht halten lassen - auch wegen anstehender Modellwechsel.

Vor allem aber die Schuldenkrise in den USA und Europa und die schwächer werdenden Zuwachsraten im Boommarkt China lassen Reithofer vorsichtig auf die Euphoriebremse treten. „Die globalen Risiken für einen weiteren Aufschwung nehmen tendenziell eher zu als ab”, sagte der Vorstandschef.

„Die Fabriken sind zu 102 Prozent ausgelastet”

Derzeit aber kommt BMW mit der Produktion kaum nach. Die Auslastung der Fabriken betrage 102 Prozent, so Reithofer. „Unsere Werke laufen derzeit voll am Anschlag.” Die Kunden bekommen das bei den deutlich verlängerten Lieferzeiten zu spüren. „Aus unserer Sicht zu lange Lieferzeiten.” Allerdings sei BMW ein Premiumhersteller - „und Premiumhersteller sollten immer ein Auto weniger produzieren als sie verkaufen können”. Um im Sommer trotz Urlaub die Produktion zu sichern, werde BMW verstärkt auf Leiharbeit setzen - auch im größten BMW-Motorenwerk im oberösterreichischen Steyr, wo man den Produktionsrekord des Vorjahres sicher erneut übertreffen wird, setzt man auf Leiharbeiter und streicht die Werksferien.

Daran, dass trotz aller Vorsicht BMW auch das Gesamtjahr 2011 mit Rekorden abschließen wird, hat der Konzernchef aber keine Zweifel. Insgesamt will er 1,6 Millionen Autos verkaufen, um gut 100.000 mehr als zuvor prognostiziert. Auch bei Umsatz und Gewinn werden Bestmarken erwartet.

Wie Daimler und Audi - die ebenfalls auf Gewinn-Rekordkurs unterwegs sind - kommt BMW besonders das kräftig Wachstum in Asien und dort vor allem in China zugute. Doch Reithofer will in allen Regionen zumindest annähernd ein Gleichgewicht herstellen, um so gegen Einbrüche auf einzelnen Märkten gewappnet zu sein. In den ersten sechs Monaten wuchs der Absatz der Münchner in fast allen Ländern - meist stärker als der Gesamtmarkt. Selbst im krisengebeutelten Japan legten die Münchner um 4 Prozent zu, während der dortige Markt nach Tsunami-Katastrophe und Atom-Alptraum um 30 Prozent nachgab.

Auf dem wichtigen US-Markt prüft BMW den weiteren Ausbau des Werks in Spartanburg. In China wird ebenfalls aufgestockt, obwohl der Automarkt dort zuletzt - nach Kreditrestriktionen - nicht mehr so rasant wuchs wie im Vorjahr.

Vor allem bei der Profitabilität setzt BMW im Dreikampf um das Oberklassesegment die Maßstäbe - man kommt im Auto-Segment auf stolze 14,4 Prozent Umsatzrendite und zeigt damit Audi (11,8) und Daimler (10,7) die Rücklichter. Allerdings: Der Wert wird sich kaum halten lassen, sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner. Fürs Gesamtjahr soll die Marge aber jedenfalls mehr als 10 Prozent betragen.

MegaCity-Vehicle „i3” kommt 2013 aus Leipzig

Auch mit seinen neuen Elektromodellen der eigens gegründeten Tochtermarke „i” will BMW von Anfang an Geld verdienen. Die am Wochenende in Frankfurt erstmals vorgestellten Modelle, der vollelektrische i3 und der Hybrid-Sportwagen i8 müssten die im gesamten Konzern üblichen Ergebnisbeiträge bringen, sagte Vertriebschef Ian Robertson. Zur Markteinführung werde man sich zunächst auf die städtischen Ballungsräume der Welt konzentrieren.

Für die Produktion in Leipzig werden 400 Millionen Euro investiert und 800 neue Jobs geschaffen. Preise und Absatzplanzahlen nannte BMW nicht: Der Absatz hänge von vielen Faktoren ab, die nicht im Einfluss des Unternehmens stünden, sagte Robertson. Unter anderem müsse man die gesetzlichen Verkehrsregulierungen in den Ballungsräumen abwarten. BMW prüft für die Elektromodelle auch intensiv neue Vertriebswege über das Internet und denkt über Carsharing-Konzepte in Ballungsräumen nach.

Der mit einem Elektromotor im Heck ausgestattete i3 soll vier Personen Platz bieten und eine Reichweite von rund 150 Kilometern besitzen. Die rund 100 Kilogramm schwere, von Samsung und Bosch entwickelte Batterie könne innerhalb einer Stunde zu 80 Prozent aufgeladen werden.

Der Hybrid-Sportwagen i8 hat zusätzlich einen Verbrennungsmotor. Das ab 2014 erhältliche Fahrzeug soll in weniger als 5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen können und dennoch mit nur drei Liter Benzin auskommen.