Geschäftsführer von Fairtrade Österreich: Hartwig Kirner. - © Strasser Robert
Geschäftsführer von Fairtrade Österreich: Hartwig Kirner. - © Strasser Robert

"Wiener Zeitung": In den vergangenen Monaten sind die Rohstoffpreise stark gestiegen. Wie gehen die Bauern mit dieser Situation um?

Hartwig Kirner: Es ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es gut, weil sie mehr Geld bekommen. Das ist eine Forderung, die wir schon länger hatten. Das eigentliche Problem haben die Kooperativen, da sie einen deutlich höheren Finanzierungsbedarf haben. Sie müssen, sobald die Ernte geliefert ist, einen Teil vorfinanzieren. Nachdem sich der Preis verdoppelt hat, ist auch der Finanzierungsbedarf deutlich gestiegen.

In diesem Zusammenhang hat es geheißen, dass es einen Fördertopf geben kann. Gibt es den schon?

Der ist jetzt in der Finanlisierungsphase. Letztes Jahr war jetzt wahrscheinlich nicht der beste Zeitpunkt zum Starten, weil die Finanzmärkte und die ethischen Venture-Capital-Geber nicht motiviert waren, sich darauf einzulassen. Aber es sieht gut aus und es gibt auch Förderungen. Die englische Entwicklungsorganisation hat Fördergeld locker gemacht und es gibt auch Gespräche mit ethischen Kapitalfonds.

Nach welchen Kriterien werden die Länder, aus denen Fairtrade-Produkte stammen, ausgesucht?

Es gibt Zielgebiete. Das sind jene Länder, die am unteren Ende der Wohlstandsskala stehen - zunehmend auch Afrika. Hier entwickeln sich gerade gute Projekte im Kakao- und Kaffeebereich. Wir sind aber auch in Lateinamerika und Asien aktiv.

Wo sind sie in Asien tätig? In Indien?

Ja, beispielsweise, aber auch in Indonesien und Afghanistan. Aus Afghanistan kommen Rosinen, aber auch getrocknete Pfirsiche. Überlegungen sind auch in Richtung China, weil es hier wirklich noch viele sehr, sehr arme Bauern gibt. Aber es ist ein schwieriges Thema, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen es Fairtrade sehr schwer machen. Es gibt Vorgespräche, aber noch nichts Konkretes.

Fairtrade betont, dass es arbeitsrechtliche Standards gibt. Wer legt diese fest?

Bei den Kleinbauern fokussiert man sich auf den Mindestpreis und die Prämie. Bei der Lohnarbeit auf den Plantagen gelten die Arbeitsnormen der International Labour Organisation.

Gibt es schwarze Schafe?