London/Wien. (wak) Die Nummer 2 auf dem globalen Biermarkt, SABMiller, will ihre Position festigen. Das aus Südafrika stammende Unternehmen mit Hauptsitz in London fährt für eine Übernahme des australischen Konkurrenten Foster’s neue Geschütze auf. Nachdem das australische Unternehmen ein 10 Milliarden Dollar schweres Kaufoffert im Juni ablehnte, strebt SAB nun eine feindliche Übernahme an. Man wende sich nun "direkt an die Aktionäre", erklärte der britische Konzern am Mittwoch.

Je Anteilsschein boten die Briten am Mittwoch 4,90 australische Dollar (5,19 US-Dollar oder 3,55 Euro). Dieses Angebot entspricht dem freundlichen Offert und bietet den Aktionären keinen Aufschlag: Foster’s-Aktien gingen am Mittwoch bei 4,96 Aussie-Dollar aus dem Handel. Experten gingen bisher davon, dass SABMiller nicht unter 5,20 Dollar zum Zug kommt.

Foster’s-Chef John Pollaers hat SABMiller im Juni mit den Worten abblitzen lassen, das Offert sei so niedrig, dass sich noch nicht einmal Verhandlungen lohnten. Doch Foster’s gilt seit der Abspaltung seines Weingeschäfts im Mai dieses Jahres als zu klein, um auf Dauer alleine zurecht zu kommen. Trotzdem: Das Unternehmen, das umgerechnet rund 4,7 Milliarden US-Dollar im Jahr umsetzt, gilt als eine der letzten großen Renditeperlen auf dem Biermarkt, der in den vergangenen Jahren durch Fusionen geprägt war.

Selbst wenn SABMiller bei Foster’s den Zuschlag bekäme, würde das in London und Südafrika gelistete Unternehmen beim Umsatz (2010 waren es immerhin 18,02 Milliarden US-Dollar) auf dem zweiten Platz bleiben. Der große Konkurrent und die Nummer 1 am Biermarkt, Anheuser-Busch InBev, hat dank Marken wie Budweiser, Stella Artois und Beck’s 2010 einen Umsatz von 36,3 Milliarden US-Dollar erzielt. Der Riesenkonzern AB InBev ist 2008 aus dem Merger des US-belgischen Giganten Anheuser-Busch mit dem brasilianischen Platzhirschen InBev hervorgegangen.

Der australische Konzern Foster’s (in Österreich vor allem mit der gleichnamigen Hausmarke vertreten, allerdings vertrieben durch Heineken) hatte zuletzt mit Finanzproblemen gekämpft.
Die Australier wollten sich am Mittwoch nicht äußern. Nächste Woche legt das Unternehmen Quartalszahlen vor.

Keine Auswirkung für Europa
SABMiller (mit Marken wie Pilsner Urquell, Peroni und dem US-amerikanischen Miller-Imperium) ist nicht der einzige Interessent für Foster’s. Neben den Kanadiern Molson Coors (mit denen SAB Miller mittels Joint Venture den US-Markt beackert) wurde auch der Nummer 3 auf dem Markt, Heineken, Mutter der Brau Union, Interesse an Foster’s nachgesagt. Doch selbst beim ersten Versuch von SAB im Juni zeigte Heineken keine Lust, den britischen Konkurrenten zu überbieten. "Wir sehen Europa als unsere Homebase", hieß es damals von Heineken. "Es hat keinen Sinn einen großen Deal in einem anderen reifen Markt zu machen. Da ist es besser, Geld in Mexiko, Brasilien, Afrika oder Asien auszugeben", wurde der Finanzverantwortliche von Heineken, Rene Hooft Graafland, in einem Reuters-Interview zitiert. Heineken hat vor kurzem in Mexiko, Nigeria und Äthiopien kleine Brauereien aufgekauft. "Falls die Übernahme von Foster’s durch SAB durchgeht, hat das jedenfalls keine Auswirkungen auf den europäischen Markt", erklärte Heineken-Sprecher John Clarke im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".