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Die Zeit zum TV-Umrüsten drängt

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft
Wer deutsche Sender noch über analogen Satelliten empfängt, muss umrüsten.
© © Franz Pfluegl - Fotolia

Haushalte, Wohnanlagen und Hotels müssen auf Digital-Empfang umstellen.


Wien. Viel Zeit bleibt nicht mehr: Am 30. April 2012 werden die analogen Fernseh-Programme in Österreich endgültig eingestellt - das heißt, die Sender werden nur mehr digital übertragen. In jenen österreichischen Haushalten, die bis dahin nicht umgerüstet haben, könnte dann der Fernseh-Bildschirm schwarz bleiben, wenn sie deutsche TV-Programme schauen wollen. Österreichische Programme werden bereits nur mehr digital ausgestrahlt.

Wer sich nicht sicher ist, ob er analoges Satelliten-Fernsehen empfängt, ruft die Seite 198 im Teletext der Sender ARD, ProSieben, RTL, SAT.1, ZDF oder BR auf. Erscheint auf dieser Seite ein Hinweis, dass die analoge Satellitenübertragung abgeschaltet wird, ist der Haushalt betroffen. Den Hinweis sehen nämlich nur Nutzer von analogen Satelliten.

Privathaushalte können auf digitale Satelliten-Empfangsgeräte umsteigen. Ein Receiver kostet ab rund 100 Euro, moderne Fernseher haben häufig bereits digitalen Empfang integriert. Weitere Alternativen sind Kabel-Fernsehen oder IP-TV (siehe Kasten) sowie digitales Antennenfernsehen (DVB-T), mit dem jedoch lediglich die österreichischen öffentlichen und Privatsender empfangen werden können, aber keine deutschen Programme. Wer sich ein neues Gerät anschafft, sollte außerdem darauf achten, dass es HD-TV unterstützt, um hochauflösendes Fernsehen nutzen zu können, sagt Andreas Kunigk, Pressesprecher der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR). Auf der Satellitenschüssel muss außerdem der Signalumsetzer (LNB) digitaltauglich sein.

Betroffen von der Abschaltung sind jene rund 57.000 Privathaushalte, die Ende September laut Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT) noch das analoge Signal des Astra-Satelliten empfangen haben. Dazu kommen laut Schätzungen der RTR noch mindestens 100.000 Zuseher, die in Wohnhausanlagen über eine analoge Gemeinschaftsanlage fernsehen. Daneben sind viele Hotels, Krankenhäuser und Altenheime betroffen - und genau hier steckt das größte Problem. "Wenn die Hausverwaltungen nicht rechtzeitig umrüsten, ist nicht auszuschließen, dass der Bildschirm ab Mai schwarz bleibt, wenn die Seher deutsche Sender anschauen wollen", warnt Manfred Müllner vom Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI).

Die Hausverwaltungen unterschätzen die Vorlaufzeiten für die Umstellung; einige würden die Investition auf das nächste Jahr aufschieben wollen, heißt es aus der Branche. Um die Kopfstellen in Wohnhausanlagen auf digitale Empfangstechnik umzurüsten, werden Kommunikationselektroniker benötigt. Bestellen alle auf den letzten Drücker, könnten die Kapazitäten der Kommunikationselektroniker ausgeschöpft und die benötigten Geräte nicht vorhanden sein, warnt Müllner.

Wird eine Gemeinschaftsanlage auf digitalen Satelliten-Empfang umgestellt, müssen die einzelnen Haushalte über einen eigenen Satelliten-Receiver verfügen. Eine andere Möglichkeit ist, die digital empfangenen Programme zu re-analogisieren - dabei gehen allerdings die Vorteile von digitalem Fernsehen, also die bessere Bild- und Tonqualität, verloren.

Wann erspart sich ein Haushalt das ORF-Entgelt?

Wer sich einen digitalen Satelliten-Receiver kauft, braucht zusätzlich eine ORF-Digital-Karte, um die Programme ORF, ATV, Puls 4 und Austria 9 empfangen zu können, die via Satellit verschlüsselt ausgestrahlt werden. Oft ist diese Karte bei den Empfangsgeräten dabei, sonst kann sie beim ORF bestellt werden. Dafür muss der Haushalt den Nachweis erbringen, dass der Fernseher bei der GIS angemeldet ist.

Wer hingegen auf österreichische Programme verzichten will, der muss in Spezialfällen das Fernsehentgelt - den Teil der Rundfunkgebühren, der an den ORF geht - nicht bezahlen. Wie der Verwaltungsgerichtshof in einem Erkenntnis am 4. September 2008 bestätigt hat, muss das Fernsehentgelt nur zahlen, wer ORF1 und ORF2 technisch empfangen kann.

Bei Haushalten, die nur ausländische Sender empfangen, aber keine ORF-Digital-Karte haben und auch nicht via Antenne, Kabel, digitaltauglichem Fernseher oder Computer mit TV-Stick oder -Karte den ORF empfangen können, wird die Gebühr um das Fernsehentgelt reduziert. In Wien sind dann beispielsweise 8,15 Euro zu zahlen. Die GIS verlangt eine eidesstattliche Erklärung, dass kein ORF-Empfang besteht.

Wird eine Rundfunkempfangs-Einrichtung betrieben, muss der Rest der Rundfunkgebühr jedoch bezahlt werden - also Radio- und Fernsehgebühr und Kulturförderungsbeitrag sowie die Landesabgabe, betont Herbert Denk, Leiter der Kommunikationsabteilung der GIS.

Weitere Informationen im Internet auf www.digitaler-rundfunk.at

Wissen:
Fernsehen kann via Antenne, Satellit und Kabel empfangen werden. Über Satellit bieten die Sender (etwa RTL, ProSieben) ihre Programme sowohl analog als auch digital an, mit 30. April 2012 wird jedoch die digitale Übertragung eingestellt.

Der analoge Standard verbraucht zu viel Kapazitäten, bei der digitalen Übertragung wird das Signal komprimiert, zudem ist die Bild- und Tonqualität besser.
Digitales Fernsehen wird mit der Abkürzung DVB (Digital Video Broadcasting) bezeichnet:
DVB-T: Digitales Antennen-TV.
DVB-S: Digitales Satelliten-TV.
DVB-C: Digitales Kabel-Fernsehen.
IP-TV: Für IP-TV (Internet Protocol Television) wird eine Set-Top-Box benötigt, die an den Telefonanschluss gehängt wird. Voraussetzung dafür ist eine Internet-Breitbandverbindung.
HD-TV: HD-TV steht für hochauflösendes Fernsehen und kann mit HD-tauglichen Fernsehern empfangen werden (mit dem Siegel HD-ready oder Full HD).