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Nur noch Deutschland profitiert

Von Hermann Sileitsch

Wirtschaft

Österreich von Schuldenkrise nicht mehr entkoppelt - Zinskosten steigen.


Wien. Österreich gehört nicht mehr zu den Profiteuren der Schuldenkrise - das ist in Europa nur noch Deutschland, dessen Zinskosten beständig sinken, weil die Anleger aus riskanten Investments flüchten. Mit einer Rendite von nur 1,77 Prozent für zehnjährige Staatsschuldpapiere nehmen Anleger dafür angesichts der hohen Inflation sogar einen realen Wertverlust in Kauf. Bis vor wenigen Wochen hat auch Österreich profitiert, seit September geht die Zinsschere gegenüber Deutschland allerdings auf - ganz massiv steigen die Risikoaufschläge seit ungefähr zwei Wochen.

Österreichische Papiere müssen nun doppelt soviel abwerfen wie deutsche Bundesanleihen, nämlich 3,65 Prozent. Die Rendite entspricht ungefähr den Zinskosten für neue Staatsanleihen. Für die Republik ist der jüngste Anstieg zumindest auf kurze Sicht nicht relevant, sagt die Bundesfinanzierungsagentur (Öbfa). "Die zuletzt gestiegenen Sekundärmarktrenditen wirken sich auf den Finanzierungsplan der Republik Österreich für 2011 kaum aus, da das Finanzierungsprogramm für heuer so gut wie abgeschlossen ist", sagt Öbfa-Chefin Martha Oberndorfer zur "Wiener Zeitung". Zahlreiche Investoren-Anfragen würden zeigen, dass die momentanen Renditen "als sehr attraktives Einstiegsniveau wahrgenommen werden."

Lage für Spanien kritisch

Europas Markt mit Staatsschuldpapieren gerät immer mehr außer Kontrolle. Am Dienstag verlangten die Investoren von Spanien rund 5,2 Prozent Rendite - für nur 12 Monate Laufzeit. Trotz der Rekordzinsen wurde das angestrebte Volumen von 3,5 Milliarden Euro verfehlt. Damit steigt vor den Wahlen am Sonntag erneut die Sorge um die Nachhaltigkeit der Finanzen.

Noch schlimmer steht es um Italien, wo von Beruhigung durch den Regierungswechsel keine Rede ist. Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen kehrten in den Gefahrenbereich über 7 Prozent zurück. Am Montag hatte Rom für fünfjährige Titel Rekordzinsen von 6,3 Prozent bieten müssen. Auch für Frankreich (rund 3,6 Prozent) und Belgien (5,0 Prozent) steigen die Zinskosten, die relativ gering verschuldete Slowakei musste mangels Anlegerinteresse die Kreditaufnahme sogar verschieben.

Rösler gießt Öl ins Feuer

In Deutschland regiert unterdessen Realitätsverlust - Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gießt sogar Öl ins Feuer: Er will Staatsanleihen noch weniger attraktiv machen. Die Banken sollen Staatspapiere künftig mit Eigenkapital unterlegen müssen, damit diese nicht mehr günstiger sind als Mittelstandskredite. Das zu erreichen sei Berlins Aufgabe für die nächsten Wochen und Monate.

Griechenland beginnt laut Reuters am Donnerstag Verhandlungen über den Schuldenerlass mit dem Bankenverband IIF. Dieser soll einen Schuldenschnitt von 50 Prozent auf Anleihen im Nennwert von 141 Milliarden Euro vorschlagen. Der Rest würde gegen Papiere mit 22 Jahren Laufzeit getauscht, für die der Eurorettungsschirm EFSF garantieren soll.