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Notenbanken verleihen Finanzmärkten Flügel

Von Tom Körkemeier

Wirtschaft
Viele Dollars braucht die Welt...
© Man-ucommons - Creative Commons

Die wichtigsten Notenbanken haben am Mittag ihr Eingreifen in den Geldmarkt angekündigt. Mit einer konzertierten Aktion wollen sie dem weltweiten Finanzsystem mehr Liquidität zur Verfügung zu stellen und damit Spannungen an den Finanzmärkten abbauen.

Ziel der Aktion sei, die Spannungen an den Märkten zu reduzieren und damit auch die Realwirtschaft zu unterstützen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Notenbanken. So hätten sich die Zentralbanken darauf geeinigt, die Kosten bestehender Dollar-Swaps ab dem 5. Dezember um 50 Basispunkte zu reduzieren. Beteiligt an der Auktion sind die Europäische Zentralbank, die US-Notenbank Federal Reserve sowie die Notenbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz.

Die Aktienkurse in Europa sprangen nach der Ankündigung hoch. Zuvor hatte die Notenbank in China die Mindestreserveanforderungen für chinesische Geschäftsbanken gesenkt und damit eine Lockerung ihrer Geldpolitik angestrebt. Auch die ADP-Arbeitsmarktdaten aus den USA sorgten mit einem deutlichen Anstieg der Beschäftigung im Privatsektor für positive Stimmung. Volkswirte hatten einen geringeren Zuwachs erwartet.

Das gemeinsame Vorgehen der weltgrößten Zentralbanken gegen die Dollar-Not vieler europäischer Banken hat den Finanzmärkten am Mittwoch mächtig Auftrieb gegeben. "Der Markt mag Liquidität", sagte ein Aktienhändler in Frankfurt. Allerdings müsse man abwarten, ob sich die Lage am Interbankenmarkt entspanne. "Denn dies ist nur ein Herumlaborieren am Symptom, fundamental ändert sich nichts."

Der Dax schoss erstmals seit Mitte November über die Marke von 6000 Zählern und notierte am Nachmittag 4,3 Prozent fester bei 6048 Punkten. Die größten Gewinner waren die Papiere von ThyssenKrupp, Deutscher Bank und Allianz mit Aufschlägen von jeweils mehr als sechs Prozent. Auch die anderen europäischen Indizes  gingen kräftig nach oben.

An der Wall Street deuteten sich in den Leitindizes  Kursanstiege von weit mehr als zwei Prozent an. Dort sorgten überraschend positive Arbeitsmarktdaten des privaten Anbieters ADP für einen zusätzlichen Schub. Der Euro legte in der Spitze um zwei US-Cent auf bis zu 1,35 Dollar zu. Die Kurse der Öl-Sorten Brent und WTI drehten ins Plus. Auch Kupfer verteuerte sich deutlich. Eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold war mit 1745,29 Dollar so teuer wie zuletzt vor zwei Wochen.

Die Zentralbanken der Eurozone, der USA, Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz reduzieren ab dem 5. Dezember die Kosten bestehender Dollar-Swaps um 50 Basispunkte. Ziel der Aktion sei es, die Spannungen an den Märkten zu reduzieren und damit auch die Realwirtschaft zu unterstützen, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Mit dem Schritt soll das globale Interbankensystem mit zusätzlicher Liquidität versorgt werden. Vor allem für europäische Banken war es zuletzt schwer geworden, günstig an Dollar zu kommen.

Schon vor der Aktion der großen Notenbanken hatte China mit einer geldpolitischen Lockerung die Märkte beruhigt und vor allem an den Rohstoffbörsen die Kurse in die Höhe getrieben. Die Zentralbank der Volksrepublik senkte die Mindestreserve-Quote für die größten Institute erstmals seit drei Jahren um 50 Basispunkte auf 21 Prozent.

"Das zeigt, dass alle Beteiligten den Ernst der Lage erkannt haben", sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. "Zusammen mit der Senkung der Mindestreserve-Anforderungen in China ist das sehr hilfreich. Heute ist die Geldpolitik am Zug und zeigt damit, dass sie der Weltkonjunktur unter die Arme greift."

Mit dem gemeinsamen Vorgehen seien viele Probleme aber noch nicht gelöst, warnte Volkswirt Rainer Sartoris von HSBC Trinkaus. "Es wird wenigstens sichergestellt, dass die Banken genügend Dollar-Liquidität bekommen - und zwar zu besseren Konditionen als bisher über die Dollar-Tender der EZB. Für Erleichterung sorgt sicher auch, dass die Notenbanken zusammenarbeiten." Nach Meinung eines Händlers müssen die Politiker in der Eurozone jetzt allerdings schnellstens die Schuldenkrise eindämmen. "Das Zeitfenster schließt sich immer schneller. Bislang wurde kaum etwas von dem umgesetzt, was angekündigt worden war."

Viele Börsianer teilten diese Einschätzung, nachdem das Treffen der Euro-Finanzminister am Dienstagabend für Enttäuschung gesorgt hatte. Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research kritisierte, dass eine Chance zur Beruhigung der Märkte vertan wurde. Die Minister hatten sich zwar auf die Grundzüge der Hebelung des Rettungsschirms EFSF verständigt. Unklar bleibt allerdings, wie stark die Finanzkraft am Ende sein wird. "Ursprünglich war ein Volumen von einer Billion Euro geplant, jetzt sollen es noch 750 Milliarden sein", sagte ein Aktienhändler. "Aber ich würde darauf wetten, dass am Ende nicht einmal die 750 Milliarden Euro zusammenkommen."

(Reuters)