Frankfurt/ Wiesbaden.

Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, verabschiedet sich mit enttäuschenden Quartalszahlen. - © APAweb / Thomas Lohnes / dapd
Josef Ackermann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, verabschiedet sich mit enttäuschenden Quartalszahlen. - © APAweb / Thomas Lohnes / dapd
Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann ist einem Briefbomben-Anschlag entgangen. Das Hessische Landeskriminalamt erklärte am Donnerstag, dass es sich bei einer am Vortag abgefangenen verdächtigen Sendung an den Schweizer nach ersten Erkenntnissen um eine funktionsfähige Briefbombe gehandelt habe.

Zu dem versuchten Briefbombenanschlag hat sich am Donnerstag nach Angaben des hessischen Landeskriminalamtes eine linksanarchistische Gruppe aus Italien bekannt. Bei der Spurensicherung sei ein verstecktes, gerolltes Bekennerschreiben der "FAI - Federazione Anarchica Informale" entdeckt worden, teilte das LKA am Donnerstag mit.

Bei der "FAI" handle es sich um eine terroristische, linksanarchistische Organisation, teilte das LKA mit. Die Gruppe habe in der Vergangenheit mehrfach die Verantwortung für Anschläge gegen staatliche Organisationen in Europa mit Schwerpunkt in Italien übernommen. In dem Schreiben werde vor "drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger" gewarnt. Das LKA geht daher davon aus, dass noch zwei weitere Briefbomben verschickt worden sein könnten.

Den Angaben zufolge gab es bereits 2003 einen Anschlagversuch mit einer Briefbombe auf die Europäische Zentralbank in Frankfurt. Auch hier habe auch ein Bekennerschreiben der "FAI" vorgelegen. Seinerzeit führten der Generalbundesanwalt und das Bundeskriminalamt die Ermittlungen. Tatverdächtige konnten damals nicht ermittelt werden.

Das LKA hatte zuvor bestätigt, dass die an Ackermann adressierte Sendung eine funktionsfähige Briefbombe enthalten habe. Der Sprengsatz sei bereits in der Bank entschärft worden. "Sie wäre sehr gefährlich gewesen, wenn sie explodiert wäre", sagte ein Sprecher der Behörde zu Reuters TV. Ein Polizeisprecher betonte, es deute nichts auf einen "gewerblichen oder militärischen Sprengstoff hin", sondern auf "Eigenbau", etwa aus Feuerwerkskörpern. Nach Informationen eines US-Strafverfolgers sind auch in Deutschland tätige Mitarbeiter der US-Bundespolizei FBI in die Ermittlungen eingeschaltet. Es gebe aber keine Erkenntnisse über spezielle Gefahren für Institute in New York.

Sicherheitsleuten fiel Brief auf
Der verdächtige DIN-A5-Umschlag war am Mittwochnachmittag am Frankfurter Hauptsitz der Deutschen Bank eingegangen und den Sicherheitsleuten in der Routine-Überprüfung aufgefallen. Er war an Ackermann persönlich adressiert, aber der 63-Jährige hielt sich zu der Zeit Finanzkreisen zufolge nicht in der Bank auf. "Einen solchen Anschlagsversuch auf Ackermann gab es noch nie", sagte ein Deutsche-Banker. In letzter Zeit habe die Zahl der Drohungen gegen Ackermann massiv zugenommen - vor allem auch im Internet. "Mach Dich vom Acker-Mann", ist eines von vielen Beispielen. Künftig werde der Top-Banker voraussichtlich stärker und offensichtlicher als bisher von Leibwächtern beschützt, betonte der Insider. Ackermann werde sich aber nicht zurückziehen und weiter wie geplant öffentlich auftreten.

"Gesicht des Kapitalismus"
Ackermann, der den Chefsessel der Bank im kommenden Jahr verlässt, gilt für viele in Deutschland als das Gesicht des Kapitalismus. Auch als Vorsitzender der internationalen Bankenvereinigung IIF ist der Schweizer in der Euro-Schuldenkrise in den Medien stark präsent. Sein Einsatz für die Belange der Finanzbranche hat ihn bei Bankenkritikern seit längerem zur Zielscheibe der Kritik gemacht.

Die Deutsche Bank als größtes Geldhaus Deutschlands war zuletzt zu Zeiten der Rote Armee Fraktion (RAF) Ziel von Anschlägen. Der frühere Bankchef Alfred Herrhausen wurde im November 1989 von der RAF im Auto in der Nähe seines Hauses in Bad Homburg getötet. Die Gruppe hatte eine Bombe am Straßenrand platziert, die explodierte, als Herrhausen vorbeifuhr.