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Schlecker streicht 11.750 Jobs und 2400 Filialen

Von Sophia Freynschlag und Kid Möchel

Wirtschaft

Knapp 12.000 Beschäftigte dürften ihren Arbeitsplatz verlieren.


Linz/Ulm

Die marode Drogeriemarktkette Schlecker und ihr Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz ließen am Mittwoch mit einer Hiobsbotschaft aufhorchen. Schlecker Deutschland schließt 2400 der 5400 Filialen und baut 11.750 Mitarbeiter ab, nur etwa 13.500 Jobs sollen erhalten bleiben. Die Restrukturierung der angeschlagenen Schwesterkette "Ihr Platz" ist darin noch nicht berücksichtigt. Für "Ihr Platz" will Geiwitz in Kürze ein separates Sanierungskonzept vorlegen.

Insgesamt beschäftigte der Schlecker-Konzern zuletzt 32.000 Mitarbeiter, betrieb 7000 Filialen in Deutschland, schreibt seit 2006 Verluste. Im Vorjahr betrug das Minus rund 200 Millionen Euro. "Um die Basis für eine nachhaltige Fortführung zu legen, sind jedoch harte Schnitte unabdingbar", sagt Geiwitz. "Das Unternehmen ist nach kompletter Umsetzung des Restrukturierungskonzepts für sich überlebensfähig."

Nachdem die Betriebsfortführung gesichert werden konnte, sei es nun wichtig, eine überlebensfähige Basisstruktur zu schaffen, mit der Investorengespräche erst realistisch sind. Denn für "Schlecker neu" benötigen Meike und Lars Schlecker laut Experten einen Investor. Neben den Schließungen sollen "vielfältige Maßnahmen zur Kostenreduktion, Sortimentsoptimierungen und damit verbundene Preissenkungen, Ladenumbauten sowie ein nachhaltiger Kulturwandel im Sinne der Glaubwürdigkeit des Unternehmens" zum Ziel führen.

Image ist angeschlagen

"Es geht ums nackte Überleben, würden diese harten Schnitte nicht durchgeführt, ist Schlecker nicht überlebensfähig", sagt Schlecker-Sprecher Patrick Hacker zur "Wiener Zeitung". "Dass der Konzern in Deutschland erhalten werden wird, bedeutet auch eine Sicherung für Schlecker Österreich." Außerdem sei Schlecker Österreich profitabel.

Die Anton Schlecker Österreich GmbH mit Sitz im oberösterreichischen Pucking, die 930 Filialen mit knapp 3000 Mitarbeitern betreibt, ist gesellschaftsrechtlich eigenständig und zahlungsfähig. Doch der Niedergang der deutschen Mutter schlägt auch imagemäßig auf die Österreich-Tochter durch. "Die Restrukturierung ist in Österreich zum Großteil abgeschlossen. Man hat hier früher begonnen, es durchgezogen und es gibt aktuell keine Pläne, eine größere Anzahl an Filialen zu schließen", sagt Klaus Lughofer, Anwalt von Schlecker Österreich. "Von all diesen Dingen, die jetzt in Deutschland passieren, ist Schlecker Österreich nicht betroffen."

Dennoch hat Lughofer "schon ein bisschen Besorgnis, dass das nach Österreich schwappen wird". Schlecker ist im österreichischen Drogeriehandel die Nummer drei und hat gegenüber Konkurrenten wie Bipa, dm und Müller Marktanteile verloren. In den vergangenen vier Jahren sind Schlecker laut den Marktforschern von Imas in Österreich etwa 300.000 Kunden abhanden gekommen, davon viele in Wien. Das Image der Drogeriekette ist angeschlagen.

Den Werbeslogan "For you. Vor Ort." hält Bernd Samland, Chef der deutschen Markenagentur Endmark, "alles andere als optimal". Samland rät zu einem Neustart unter einer anderen Marke. Geiwitz will hingegen am Namen Schlecker festhalten: Es sei leichter, das Negativ-Image zu verbessern als eine neue Marke zu etablieren, die so bekannt sei.