Moskau. (wak) Zwei Drittel der russischen Exporte werden allein aus Erdgas und Öl bestritten. Das flächenmäßig größte Land der Erde verfügt über 24 Prozent der Weltreserven bei Gas, bei Erdöl sind es 6 Prozent. Doch mit der stotternden Weltkonjunktur werden die Brennstoffe erstens weniger nachgefragt. Zweitens scheint neben den USA vor allem Polen über Schiefergas-Vorkommen zu verfügen, eine Tatsache, die mittelfristig den Preis drücken könnte. Und wenn der Gas- und Ölabsatz zurückgeht, dann hat Russland ein Problem - der Staat, so wie er jetzt ist, kann nicht aufrechterhalten werden.

Die Lieferung fossiler Energien finanziert Gehälter, Pensionen, Brücken und Straßen. 40 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) werden für öffentliche Ausgaben verwendet. 2007 hätte der Ölpreis nur 30 Dollar pro Barrel betragen müssen, um ein ausgeglichenes russisches Staatsbudget zu haben, in naher Zukunft bräuchte Russland schon eher einen Preis von 130 Dollar pro Fass (ein Fass Brent hat derzeit einen Weltmarktpreis von 122 bis 125 Dollar), errechnete der "Economist", angesichts der Tatsache, dass Wladimir Putin für 2012 schon eine 33-prozentige Anhebung der Ausgaben für Militär und Polizei angekündigt hat.

Trotzdem, seit 2000, als Putin das erste Mal als Präsident an die Macht kam, hat sich wirtschaftlich vieles für die 142 Millionen Einwohner verbessert. Die Zahl der Eigentumswohnungen hat seitdem um ein Drittel zugenommen, die Anmeldungen für Neuwagen haben sich mehr als verdoppelt, das Durchschnittsgehalt ist gestiegen. Eine neue Mittelklasse ist entstanden - und eine treue Wählerschaft für Putin.

Es herrscht allerdings Konsens darüber, dass Russland seine Wirtschaft dringend modernisieren und diversifizieren muss. Doch mit diesem Vorhaben, das nun auch Putin angekündigt hat, erzielte Präsident Dmitri Medwedew nur mäßigen Erfolg.

Allerdings ist Russland fast schuldenfrei: Die Staatsverschuldung liegt bei zehn Prozent der Wirtschaftsleistung.